Sommerhitze: Gefahr für unsere Tiere
Was ist vorbeugend zu beachten und was ist zu tun, wenn es unseren tierischen Familienmitgliedern trotz großer Vorsicht zu warm geworden ist
Nicht nur uns Menschen macht die Sommerhitze und ihre zeitweise heftige Schwüle zu schaffen, auch unsere Haustiere kämpfen damit und können – je nach Tierart – besser oder schlechter mit Hitze umgehen. Wenn man aber als Tierbesitzer ein paar Dinge beachtet, ist die schönste Zeit des Jahres auch für unsere Haustiere gut zu ertragen.
Hund im Auto
Tipps bei Sommerhitze
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Das bekannteste Problem im Sommer ist ein zurückgelassener Hund im Auto, das sich in der prallen Sonne extrem schnell aufheizt und kritische Temperaturen erreicht. In der Sonne genügen schon 20 Grad Außentemperatur, um nach 10 Minuten die Temperatur im Autoinneren auf 27 Grad und nach 30 Minuten auf 36 Grad ansteigen zu lassen. Nach 1 Stunde erreicht die Temperatur im Auto 46 Grad und wird somit zur Lebensgefahr. Je höher die Außentemperatur, desto gefährlicher wird es für das zurückgelassene Tier im Auto, da hilft auch der Öffnungsspalt am Fenster nichts. Bei sommerlichen 30 Grad erreicht die Temperatur im Auto bereits nach 30 Minuten 46 Grad – ein lebensgefährlicher Hitzestau für alle im Auto Zurückgebliebenen. Vom Sonnenstich bis hin zum tödlichen Hitzschlag ist alles möglich, denn Hunde können über die Hautoberfläche nicht schwitzen wie wir Menschen, sondern versuchen, Wärme über Hecheln zu regulieren. Zu hohe Temperaturen lassen sich damit jedoch nicht ausgleichen, sodass es Jahr für Jahr immer wieder zu Todesfällen kommt. Im Auto zurückgelassene Tiere dürfen deshalb im Rahmen der Nothilfe durch Einschlagen der Fensterscheibe befreit werden. Zusätzlich sollte immer die örtliche Polizeidienststelle informiert werden. Am besten eignet sich zum Einschlagen die Seitenscheibe, weil diese meist aus Sicherheitsglas besteht und daher bei einem Schlag mit einem spitzen Gegenstand nicht splittert, sondern in tausend gleichgroße Einzelteile zerbricht.
Erste Hilfe bei Hitzschlag
Da es sich bei Hitzschlag um einen medizinisch sehr ernst zu nehmenden Notfall handelt, muss der Hund so schnell wie möglich aus dem Auto befreit und an einen schattigen Platz gebracht werden, wo er langsam abgekühlt werden kann. Hierzu eignen sich am besten nasse Tücher. Ist das Tier bei Bewusstsein, unbedingt Wasser anbieten, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Ist das Tier bereits bewusstlos, sollte aufgrund der Erstickungsgefahr kein Wasser eingeflöst werden. Das Tier am besten bis zum Eintreffen eines Tierarztes in eine stabile Seitenlange bringen.
Sonnenschutz für den Hund
Alarmzeichen bei Sommerhitze
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Wie wir Menschen können auch Tiere einen Sonnenbrand bekommen. Vor allem diejenigen, die von Natur aus eine helle Haut besitzen oder wenig Fell haben. Besonders betroffen sind auch Körperareale mit verminderter Behaarung wie Ohren und Nase. Bei gefährdeten Hunden sollte deshalb eine erhöhte direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden, indem lange Spaziergänge eher in die frühen Morgenstunden oder die späten Abendstunden verlegt werden, denn ein Sonnenbrand ist für Hunde genauso schmerzhaft wie für uns Menschen. Sonnenbrand erkennt man auch beim Tier an geröteten Hautpartien, die sich ebenfalls zu einer örtlichen Entzündung entwickeln können – bei stärkerer Verbrennung mitunter sogar bis hin zu Schuppenbildung und bakteriellem Befall an den betroffenen Hautpartien. Mittlerweile gibt es deshalb in vielen Zoofachhandlungen spezielle Sonnenschutzcremes für Haustiere. Es kann aber auch eine unparfümierte Sonnenschutzcreme für Menschen verwendet werden. Hierbei sollte mindestens Lichtschutzfaktor 15 benutzt werden. Auch sollten unbedingt die Inhaltsstoffe der Sonnencremes beachtet werden, denn nicht jede für den Menschen ungiftige Creme ist auch für Tiere geeignet. Werden sie vom Hund abgeleckt, könnte z. B. insbesondere durch den Inhaltsstoff Aminobenzoesäure Übelkeit oder Erbrechen ausgelöst werden. Angewendet werden sollte die Sonnenschutzcreme v. a. an den kahlen oder wenig mit Fell bedeckten Körperstellen wie Ohren und Nase, eventuell auch am Bauch und in der Leistengegend.
Nasses Fell und Hitze
Was viele Tierbesitzer immer wieder unterschätzen, ist eine schwüle Wärme in engen Raumverhältnissen, wie z. B. einer Hundebox oder ein schattiges „Hundezelt“ im heimischen Garten. Ist der Raum, den der Hund zur Verfügung hat, eingeschränkt, kann ein nasses Fell (durch einen zuvor abkühlenden Badegang oder feuchte Tücher) schnell zur Gesundheitsgefährdung werden, auch wenn der Hund nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Die Feuchtigkeit des Fells wird in einem engen, schwülen Raum schnell zu Wasserdampf, sodass Verhältnisse wie in einer Sauna entstehen. Das Tier kann diese Verhältnisse nicht ausgleichen, sodass es zum Kreislaufkollaps kommen kann.
Warme Gehwege
Was viele Hundebesitzer leider auch häufig nicht bedenken, ist die ausstrahlende Wärme von Gehwegen. Je kleiner der Hund, desto mehr Hitze strahlt von aufgeheizten Gehwegen an Bauch und Leistengegend, sodass auch davon ein Kreislaufkollaps resultieren kann. Bei Temperaturen über 28 Grad Celsius können sich Pflastersteine, Asphaltstraßen und Gehwege so aufheizen, dass sie einer Herdplatte gleichkommen. Wir kennen alle dieses unangenehme Gefühl, wenn wir im Sommer barfuß über heißen Asphalt oder Sand laufen und uns dann gerne wieder die Schuhe anziehen. Legen Sie daher Ihre flache Hand 5 – 7 Sekunden auf den Gehweg, dann können Sie sehr schnell fühlen, mit welchen Bodentemperaturen Ihr Hund beim Gassigang klarkommen muss und ob es eventuell besser ist, eine andere Gassirunde zu wählen. Denn auch Hunde können Brandblasen an den Ballen bekommen. Hunde besitzen an den Ballen überwiegend Kältesensoren, sodass sie die Hitze an den Pfoten leider erst dann wahrnehmen, wenn es schon zu spät ist.
Katzen im Haus
Reine Hauskatzen kämpfen oft mit stehender, heißer Luft in unbelüfteten Räumen. Daher ist es empfehlenswert, im Sommer immer die Rollläden etwas zu schließen, wenn man tagsüber das Haus verlässt und die Katze alleine zurücklässt. Zudem sollten mehrere Wasserstellen in der Wohnung angeboten werden, damit die Katze ausreichend trinken kann. Als „Katzen-Klima-Anlage“ bieten sich Wäscheständer mit feuchter Wäsche an. Vorsicht ist auch vor direktem Zug geboten, denn dieser kann u.a. Augenreizungen und Entzündungen hervorrufen. Kühlmatten aus dem Zoofachhandel, die ein spezielles Gel oder kleine Kügelchen zum Kühlen enthalten und bei Kontakt mit dem Tier „kühlend“ wirken, sollten nur unter Aufsicht Anwendung finden, da diese oft giftige Inhaltsstoffe aufweisen, die aufgenommen werden könnten, wenn die Katze die Matte beim Spielen beschädigt.
Nagetiere
Für den Käfig von Nagern sollte immer ein schattiger und ruhiger Platz in der Wohnung gefunden werden, ebenso wie für Vogelvolieren. Niemals den Käfig oder die Voliere neben dem Fenster der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen. Lässt sich die Wohnung bei extremer Hitze schlecht belüften, können Nagerkäfige auch vorrübergehend in den kühlen Keller oder die Garage verlegt werden. Ebenso kann eine mit Eiswasser gefüllte Flasche (eingewickelt in ein Handtuch) auf dem Käfig oder darüber hängend erfrischend wirken. Bei kleinen Heimtieren aller Art (Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen etc.) sollte zudem täglich das Hinterteil auf Madenbefall kontrolliert werden, da sich dieser bei extremer Hitze durch eierlegende Fliegen schnell entwickeln kann.
Fische
Fische im Aquarium sollten grundsätzlich nicht an Fenstern mit direkter Sonneneinstrahlung stehen, da ansonsten mit extremer Algenbildung gerechnet werden muss. Heimische Aquarien sollten deshalb ohnehin eine Temperatur von 30 Grad nicht überschreiten. Oftmals ist es im Sommer jedoch nicht möglich, diese Wassertemperatur aufrechtzuerhalten, sodass wärmespendende Materialien entfernt und der Deckel (falls vorhanden) geöffnet werden sollte. Kurzfristig können auch Teilwasserwechsel oder in eine Tüte eingelegte Eiswürfel zur Abkühlung des Aquarienwassers führen. Bitte aber keinesfalls die Eiswürfel direkt aus dem Kühlfach ins Wasser geben, da sich ansonsten Keime im Aquarium ausbreiten könnten.
Reptilien
Reptilien sind sehr verschieden in ihrer Lebensart und ihren Lebensgewohnheiten, dennoch sollten die o.g. Ausführungen auch für diese Tiere gelten. Reptilien sind zwar wechselwarme Tiere, dennoch suchen sie bei zu hohen Temperaturen bzw. Hitze einen Schattenplatz auf. Daher bitte auch hier genügend Möglichkeiten anbieten, die zur Abkühlung führen.
JANINA GEIS
TIERHEILPRAKTIKERIN
MOBILE TIERHEILPRAXIS IN WÜRZBURG
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