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FALLSTUDIE PFERDE-TAPEN

Foto: Khruscheva - FotoliaBUNTE PFLASTER FÜR DIE GESUNDHEIT

Ich wurde zu einem Pferd gerufen, welches schon seit längerer Zeit Schwierigkeiten hatte, den Linksgalopp zu entwickeln. Auf der Weide konnten die Besitzer beobachten, dass der Linksgalopp möglich war, aber weder an der Longe noch unter dem Reiter ließ er sich auslösen, und wenn es klappte, konnte das Pferd ihn nicht lange halten.
Da es sich bei der Reiterin um eine erfolgreiche Turnierreiterin handelte, die selber bis zur schweren Klasse auf Dressurturnieren startete, konnten reiterliche Probleme für mich vorerst ausgeschlossen werden. Trotzdem bat ich sie, mir das Problem unter dem Sattel zu zeigen. Trotz größter Bemühungen war der Linksgalopp kaum auszulösen, und nachdem es dann doch geklappt hatte, sprang das Pferd jedoch in einer Linkswendung auf das rechte Hinterbein um.
Ich hatte daher den Verdacht, dass es für das Pferd schmerzhaft ist, das linke Hinterbein in dieser Form zu bewegen und dass das Pferd aus dem Knie heraus auf diesem Bein keine Last aufnehmen kann. In keiner anderen Gangart zeigte das Pferd einen veränderten Bewegungsablauf. Die Besitzerin berichtete, dass sie hin und wieder auch das Gefühl habe, als würde er hinten links in ein Loch treten. Dies sei allerdings nur während der Aufwärmphase und auch nur in unregelmäßigen Abständen der Fall. Das Pferd war altersgemäß geritten und befand sich auf dem sicheren Leistungsstand, der in Dressurpferde-Prüfungen der Klasse A gefordert wird.

Schon bei der Adspektion des Pferdes fiel auf, dass es im Bereich des Oberschenkels sehr „stramm“ aussah und das rechte Bein schonte (was allerdings auch die Lieblingshaltung des Pferdes sein konnte und deshalb im ersten Moment nicht überzubewerten war). Ansonsten befand sich das Pferd in einem guten Pflege- und Allgemeinzustand mit altersgemäßer Bemuskelung.
Bei der Palpation fiel auch in physiotherapeutischer Hinsicht auf, dass der Triggerpunkt unterhalb des Kiefergelenks links schmerzhaft, der M. longissimus dorsi beidseits leicht schmerzhaft und der M. tensor fasciae latae links stark schmerzhaft war. Hier reagierte das Pferd schon auf leichte Palpation mit starken Abwehrbewegungen. Das Knie wies eine nur geringgradige Schmerzhaftigkeit auf, jedoch schienen die Kollateralbänder beidseits etwas zu lang zu sein. Das Knie wies auf Testung eine leichte Instabilität links auf. Rechts reagierte das Pferd erneut mit starken Abwehrbewegungen.
Nach eingehender Beratung mit der Besitzerin und Aufzeigen der Behandlungsmöglichkeiten entschieden wir, das Pferd zu tapen, auch um sicherzugehen, dass das Problem, so wie es mir erschien, aus dem linken Knie kam. Da es sich bei dem Pferd um ein junges Pferd handelte, das in den Turniersport eingebracht werden sollte, und um es besser vermarkten zu können, empfahl ich das Zurateziehen eines Tierarztes, um evtl. radiologisch einen Knochenbefund (Chip o. ä.) am Knie ausschließen zu können.

Für mich waren alle bestehenden Probleme auf die massive Schmerzhaftigkeit des rechten Kniegelenks sowie des M. tensor fasciae latae links zurückzuführen, sodass ich mich entschied, nur diese beiden Bereiche zu behandeln. Als Auslöser des Problems hatte ich also das rechte Knie mit den deutlich längeren Kollateralbändern als links und der Kniescheibe, die zur Luxation neigte, weshalb das Pferd versucht hatte, die rechte Seite zu entlasten. Dadurch hatte es eine gewisse Schonhaltung eingenommen, die zu einer deutlichen Überbelastung der linken Seite führte. Dies erklärte auch den bereits auf den ersten Blick sehr stramm wirkenden M. tensor fasciae latae.

201404 Tapen2Als wir mit dem Tapen beginnen wollten, trat der seltene Fall auf, dass die bereits selbst Tape erprobte Besitzerin partout nicht wollte, dass ihr Pferd in rosa getapet wird. Auch alles Zureden und Erklären nützte da nichts. Sie konnte meinen Erklärungen, dass der Muskel Wärme brauche, da Wärme entspannend wirkt und wir deshalb entsprechend der Farbenlehre in einer warmen Farbe tapen müssten, zwar folgen, wollte aber trotzdem nicht, dass ihr männliches Pferd in rosa getapet wird. Für solche Fälle habe ich mir normalerweise extra schwarz und beige als Tapefarben zugelegt, aber „wie der Teufel es haben wollte“, war nun gerade das beige Tape aufgebraucht. Trotzdem kam ich dem Wunsch der Besitzerin nach, denn bei korrekter Anlage eines Tapes kann dieses auch bei Nichtberücksichtigung der Farbenlehre seine Wirkung ausreichend entfalten.
Ich legte die Tapes dann am M. tensor fasciae latae detonisierend an, um die Spannung aus dem Muskel zu nehmen, und an den Kollateralbändern beidseits tonisierend. Nach Anlage der Tapes bat ich die Besitzerin, das Pferd vorsichtig zu führen, denn nach Anlage von tonisierenden Tapes an den Kollateralbändern reagieren viele Pferde mit massiven Abwehrbewegungen und schlagen aus oder vermitteln ihren Besitzer das Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können. Damit der Besitzer dieses Prozedere nicht zum ersten Mal alleine erleben muss und verunsichert wird, bleibe ich bei den ersten Schritten immer dabei und erwähne dabei auch, was passieren könnte.

Auf den schmerzhaften Triggerpunkt unterhalb des Kiefergelenks klebte ich ein Crosstape, welches energetisch geladen war und dem Pferd damit die Schmerzhaftigkeit nehmen sollte. Ich verordnete außerdem ein ruhiges Reitpensum ohne enge Wendungen, und das Pferd, wenn möglich, „klettern“ zu lassen und Stangenarbeit durchzuführen.
Nach zwei Tagen kam ich zur Kontrolle und wurde herzlichst mit Blumen empfangen! Das Pferd konnte links wieder galoppieren. Die Besitzer waren sehr froh und hatten nicht mit einer derart deutlichen und schnellen Verbesserung gerechnet.
Auch meine Empfehlung der radiologischen Untersuchung nahmen sie an, bei der sich schließlich im linken Knie ein kleiner Chip diagnostizieren ließ, der daraufhin entfernt werden konnte. Aufgrund der massiven Dehnung der Kniebänder wurden diese intraoperativ auch gleich mitversorgt. Bis zum OP-Termin, der erst acht Wochen nach meiner Erstbehandlung stattfand, konnten wir das Pferd mittels der Tapes weitgehend schmerzfrei halten.

SABINE ROSNER SABINE ROSNER
TIERHEILPRAKTIKERIN IN OSTWESTFALENLIPPE
SELBSTSTÄNDIG IN EIGENER PRAXIS

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TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE:

  • Behandlung von Pferden und Heimtieren
  • Laboruntersuchungen
  • International zertifizierte EquiK-Taping® Therapeutin
  • Tierarzthelferin mit fast 10-jähriger Berufserfahrung
  • Dozentin an den Paracelsus Schulen

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