Können sich Hunde verlieben? - Gedanken vom tier-menschlichen Diwan
Wenn Hunde sich tatsächlich verlieben können, dann stellt sich natürlich die Frage, in wen sie sich verlieben: In Hunde oder Menschen?
Denken wir zunächst darüber nach, was geschieht, wenn Menschen sich verlieben. Schön für jeden, dem es schon einmal passiert ist. Ich denke da nicht an die erste große Liebe oder den ersten Kuss, sondern an das, was passiert, wenn man es nicht erwartet und vielleicht schon mitten im Leben steht. Es begegnet einem ein Mensch aus dem Nichts, und man hat das Gefühl, die Funken sprühen – beide lächeln mit strahlenden Augen und können den Blick nicht voneinander lassen. Medizinisch-physiologisch gibt es längst Erklärungen dafür, die bis zu Herzrhythmusstörungen reichen, da sich Emotionen entwickeln, die sich anfühlen, als würde man einen Herzinfarkt bekommen. Endorphine werden freigesetzt, der Verstand setzt aus und man empfindet nur noch Freude! Im besten Fall wird dieses Gefühl auch vom Gegenüber erwidert, und er steht mit einem Blumenstrauß vor ihrer Tür.
Doch wie verhält sich dies bei Hunden? Betrachten wir die Fortpflanzung und die Läufigkeit der Hündin, so lässt sich klar erkennen, dass Rüden mit dem klaren Ziel, sich fortzupflanzen, auf läufige Hündinnen reagieren. Es lässt sich aber auch beobachten, dass Hündinnen nach einer Trächtigkeit ihre Welpen alleine aufziehen. Beobachtet man hingegen das Rudelverhalten von Wölfen, lässt sich feststellen, dass sich alle Rudelmitglieder gemeinsam um die Nachkommen kümmern. Dieses Verhalten ist für das Überleben in freier Wildbahn essenziell und hat wenig mit tiefer Zuneigung zu tun.
Übertragen auf das Verhältnis zwischen Hund und Mensch lässt sich als Beispiel einer derartigen Liebe am eindrucksvollsten die Geschichte des Hundes Hachiko in Japan nennen, der 1935 verstarb, nachdem er zehn Jahre lang am Bahnhof auf sein Herrchen, einen Professor, der täglich mit dem Zug zur Arbeit fuhr und während einer Vorlesung an einer Hirnblutung verstarb, gewartet hatte. Tausende von Menschen begaben sich nach Hachikos Tod zum Bahnhof Shibuya, um ihn zu ehren. Auch stellten die Menschen ein lebensgroßes, in Bronze gegossenes Denkmal auf, das die Liebe des Hundes zu seinem Herrchen symbolisieren soll.
Diese wahre Geschichte führt uns vor Augen, dass es eine Liebe zwischen Mensch und Tier auf emotionaler Ebene gibt. Eine Liebe ebenso wie tiefe Freundschaft existiert zwischen Menschen, aber sicher auch zwischen Mensch und Tier und zwischen Tieren untereinander. Wenn Tiere die Gesellschaft von Artgenossen suchen und diese sichtlich genie- ßen, ist dies nicht immer im Fortpflanzungstrieb begründet – es lässt sich auch Freundschaft beobachten. Ich habe schon oft erlebt, dass auf Freilaufwiesen manche Hunde die Gesellschaft anderer Hunde vermeiden und einzelne Tiere regelrecht gemobbt werden, während sich die gleichen Hunde immer wieder zu drolligen Rangeleien und intensivem Spielen zusammenfinden! Das kann nur wahre Hundefreundschaft (Liebe) nach dem Motto „ich verbringe gerne ein Teil meiner Lebenszeit mit dir“ sein.
Haben Sie ähnliche Geschichten erlebt oder gefühlt? Schreiben Sie mir, ich freue mich auf Ihr Feedback.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Monika Heike Schmalstieg
Fotos: © Marco Tomasini – Adobe, DoraZett – Adobe