Blasenerkrankung bei der Katze: Teil 1 - Theorie
Mögliche Erkrankungen (Pathologie)
Was genau ist eigentlich mit einer Blasenerkrankung gemeint?
Dazu müssen wir erst den Begriff „Erkrankung“ definieren und die gesunde Funktion der Harnblase kennen: Eine Krankheit bzw. Erkrankung ist ein Zustand, in dem die normalen physischen und psychischen Abläufe des Körpers gestört, eingeschränkt oder teilweise nicht mehr funktionieren. Sie sorgt dafür, dass das Lebewesen nur noch eine reduzierte Leistungsfähigkeit hat und das Wohlbefinden subjektiv oder objektiv wahrnehmbar negativ beeinflusst ist. Bezieht man dieses Wissen nun auf die Harnblase, so versteht man, dass die Funktion des Urinspeicherns und -abgebens gestört ist. Diese Umstände sorgen dafür, dass die Harnblase ihrer normalen Tätigkeit nicht mehr nachkommen kann.
Welche Ursachen können Blasenerkrankungen haben?
Eine Harnblasenentzündung kann durch Bakterien, Viren und Pilze ausgelöst werden. Auch Blasensteine und Kristalle/Grieß reizen die Schleimhäute der Blase und führen zu Entzündungen. Mangelnde Hygiene, weil z.B. zu wenig Katzentoiletten im Haushalt sind und die Katze dadurch zu selten diese aufsucht, kann ebenfalls ein Auslöser sein. Folgende Faktoren können eine Erkrankung der Katzen-Harnblase hervorrufen:
- Übergewicht
- Stress
- Medikamente (z.B. Antibiotika)
- Verunreinigtes Trinkwasser
- Wirbelblockaden
- Trauma
- Tumore
- Entzündungen
- Infektionen mit Bakterien, Viren und Pilzen
- Angeborene Harnblasendefekte
- Vergiftungen
- Erkrankungen unbekannter Ursache
- Ernährung (zu hoher Mineral- und Phosphatgehalt)
Welche Arten von Blasenerkrankungen gibt es?
- Harnblasenentzündung (Zystitis) durch Pilzinfektionen, Viren und Bakterien
- Harnblasentumore
- Blasensenkung
- Blasensteine
- Harnblasentrauma
- Nichtobstruktive, idiopathische Erkrankung (nicht durch Verstopfungen ausgelöste Erkrankung unbekannter Ursache)
- Kongenitale (angeborene) anatomische Harnblasen-/ Harnröhrendefekte
- Schleimhautschädigung
- Harnblasendistension (Harnblasenausdehnung)
- Harnblasenatonie (Erschlaffung der Harnblase)
- Detrusoratonie (Erschlaffung der für die Blase zur Entleerung zuständigen Muskulatur)
- Harnblasenperforation (Durchlöcherung der Harnblase)
- Harnblasenruptur (Zerreißen der Harnblase)
- Harnblasenvergrößerung
- Hydrodistension (durch Wasserdruck ausgedehnte Harnblase)
- FLUTD (Feline lower urinary tract disease) – darunter werden verschiedene Erkrankungen zusammengefasst, die zu ähnlichen Symptomen führen
- Hyperkontraktile Harnblase (übermäßiges Zusammenziehen der Harnblase)
Symptome: Wie erkenne ich, dass meine Katze eine Blasenerkrankung hat?
- Harnträufeln, Harninkontinenz
- Harnverfärbung, je nach Einstreu sichtbar: blassgelb-farblos (verminderte Harnkonzentration und erhöhtes Harnvolumen), blau-grün (meist durch Ausscheidung von Medikamenten oder Toxinen), rot-rosarot/braun/orangefarben (weist auf Blut, Hämoglobin, Myoglobin oder Bilirubin hin), trüb-weiß/ weiß (Hinweis auf Eiter, Lipide und Kristalle)
- Unerwünschter Harnabsatz
- Harnpressen
- Hämaturie (Blutharnen)
- Pyurie (Ausscheidung eitrigen Harns)
- Polyurie (vermehrte Harnausscheidung)
- Dysurie (erschwerter oder schmerzhafter Harnabsatz)
- Strangurie (langsames und schmerzhaftes Urinieren mit dünnem oder tröpfelndem Harnstrahl – Die Katze kann während des Urinierens schreien!)
- Abdominale Umfangsvermehrung/ Flüssigkeitsansammlung
- Perineale Dermatitis durch den Urin (im Dammbereich entzündete Hautstellen)
- Fieber, Erbrechen, Nierenschmerzen
- Merkwürdiger Geruch des Urins
- Verhaltensveränderungen, z.B. Ängstlichkeit, möchte nicht angefasst werden, häufiges Schwanzwedeln, Schreien beim Wasserlassen, ständiges Aufsuchen der Katzentoilette, Fressunlust, Verweigerung von Trinken, Abgeschlagenheit, Zurückziehen, sucht nach Nähe und Wärme, schräge Kopfhaltung, ungewöhnliche Ruheplätze, Unruhe, Lecken am Hinterteil
- Stumpfes/mattes Fell
CAVE: Nierenversagen – Notfall. Besonders bei Katern kann es anatomisch bedingt zu einer kompletten Blockade des Harnabsatzes kommen, z. B. durch abgegangene Steine. Diese Tiere gehören in die Hände einer Tierklinik oder eines Tierarztes.
Worauf sollte ich grundsätzlich achten?
Es ist wichtig, dass eine gründliche Differenzialdiagnose zum Ausschluss anderer Erkrankungen durchgeführt wird. Dies können z.B. sein: Diabetes mellitus, medikamentös bedingte mykotische Zystitis/Urethritis, z.B. durch lange Antibiotikagaben, Beckenfraktur, Spondylosen (Wirbelblockaden), Vergiftungen, Urethritis (Entzündung der Harnleiter), funktionelle Harnröhrenobstruktion (Verstopfung), Neoplasien (bösartige Geschwulste), Verkehrsunfälle/Stürze/Schläge, Kolon-Harnblasen-Fistel (röhrenförmiger Verbindungsgang), Fremdkörper
Wann kann/soll ich als Tierbesitzer zum Tierheilpraktiker gehen?
Grundsätzlich parallel begleitend zur schulmedizinischen Behandlung, wenn der Tierarzt keine Therapiemöglichkeit hat oder ich eine Alternative zu schulmedizinischen Medikamenten suche. Auch bei chronischen Erkrankungen und zur Ersten Hilfe kann ich die Hilfe durch einen THP ersuchen.
Welche unterstützenden Massnahmen kann ich selbst als Tierbesitzer sofort bei meiner Katze anwenden?
- Nach Unfällen unbedingt RUHE bewahren!
- Das Tier auf sichtbare Verletzungen, z.B. Blutungen, untersuchen und Erste Hilfe leisten – z.B. mit Arnika Globuli und Verbänden – dann zum Tierarzt/in die Tierklinik fahren
- Kontrollieren, ob Pflanzen im Haus angeknabbert sind
- Überprüfen, ob die Katze eine regelmäßige Atmung hat
- Das Verhalten der Katze beobachten! Ist die Katze apathisch oder nervös? Kann die Katze noch normal laufen? Wie ist die Kopfhaltung?
In der nächsten Ausgabe betrachten wir das Thema Blasenerkrankung aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin.
JESSIKA HAEFNER
TIERHEILPRAKTIKERIN, MASSAGETHERAPEUTIN
UND ENTSPANNUNGSTRAINERIN IN EIGENER MOBILER PRAXIS
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Akupunktur
- Tiefenentspannung
- Aromatherapie
- Homöopathie
- Phytotherapie
- Blutegeltherapie
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Fotos: Long Shadows – Adobe
Zeichnung: © Jessika Haefner