Degenerative Wirbelsäulenerkrankung
SPONDYLOSIS
DEFORMANS
SPONDYL-ARTHROSE
Durch Überlastung kann es in den Intervertebralsegmenten (Zwischenwirbelgelenken) der Wirbelsäule zu bindegewebigen Zubildungen bis hin zu Verknöcherungen kommen. Demzufolge entstehen Einschränkungen der Wirbelsäulenbeweglichkeit: die Bandscheibe schrumpft, der Abstand zwischen den Wirbelkörpern verringert sich und die Bänder verlieren an Spannung. Der Körper versucht, sich dann selbst zu helfen, indem er durch Einlagern von Knochenmaterial die Gelenkflächen vergrößern und den Bandapparat verstärken will. Das Resultat sind Verknöcherungen. Hierbei handelt es sich um einen schleichenden, häufig mehrere Jahre andauernden Prozess, wobei es anfangs immer wieder zu schmerzhaften Entzündungen kommt. Die Hunde zeigen Bewegungsunlust und haben Mühe beim Aufstehen und Ablegen. Sie haben Probleme beim Strecken und können ihre Wirbelsäule durch Schütteln nicht mehr richtig lockern.
Ursachen
Die Ursachen für Spondylosen beim Hund sind einerseits Verschleiß von weichen Teilen der Wirbelsäule, wie Bandscheiben und Bändern, andererseits diverse Mikrotraumata in dieser Körperregion. Weiterhin spielt in manchen Fällen die genetische Veranlagung eine Rolle – also die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Rasse, eine bestimmte Erkrankung zu bekommen.
Symptome
Während betroffene Hunde in den ersten Krankheitsphasen nur ab und zu Anzeichen von allgemeinem Unwohlsein, Futterverzicht und Niedergeschlagenheit erkennen lassen, treten ab dem zweiten Grad der Spondylose typische Symptome auf:
• Rückenschmerzen sind das Hauptsymptom einer Spondylosis deformans und quälen den Vierbeiner vor allem während der Schübe. Zu erkennen sind sie an verspannter Rückenmuskulatur mit gewölbtem Rücken und starker Berührungsempfindlichkeit im Rückenbereich.
• Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinlegen sowie das Vermeiden bestimmter Bewegungen, wie Hüpfen oder Springen, können auch ein Hinweis sein.
Röntgenbild der Hinterhand eines großen Hundes in Seitansicht: Die Darmschlingen und die starke Spondylose zwischen den beiden letzten Wirbeln und dem Kreuzbein sind gut sichtbar

• Spondylose ändert das Gangbild des Hundes, da die Beweglichkeit der Wirbelsäule erheblich eingeschränkt ist. Der Hund humpelt immer wieder und sein Gang wirkt merkwürdig steif.
• In späten Stadien manifestiert sich die Erkrankung durch Zittern insbesondere im Hüftbereich und in den Hinterbeinen, was auf den Muskelschwund zurückzuführen ist.
• Spondylosis deformans führt in fortgeschrittenen Stadien zur Beschädigung der Nervenbahnen durch die knöchernen Neubildungen, da diese die Nerven einengen, die durch schmale, knöcherne Kanäle aus dem Rückenmark austreten und in die Umgebung ziehen. Ist z. B. der Austausch von Signalen zwischen Gehirn und Harnblase gestört, leidet der Hund an einer Inkontinenz.
• Deshalb kann auch der Kotabsatz gestört sein und zur unkontrollierten Darmentleerung kommt. Weiterhin führen Schmerzen in der Wirbelsäule dazu, dass der Vierbeiner seine typisch gekrümmte Position beim Koten nicht immer einnehmen kann.
Verlauf
Genauso wie viele chronische Krankheiten beginnt auch die Spondylose beim Hund meist schleichend. Bis sich die langsam wachsenden Osteophyten bemerkbar machen, vergehen Monate oder sogar Jahre. Auch die ersten Anzeichen sind oft unspezifisch, denn eine Spondylose beim Hund manifestiert sich erst mit erkennbaren Symptomen. Je mehr die betroffenen Wirbel verknöchern, desto weniger Beweglichkeit ist vorhanden, aber desto weniger Schmerzen bestehen auch. Die Diagnostik erfolgt über Röntgen, CT oder MRT.
Veterinärmedizinisch wird die Spondylosis deformans in 5 Grade eingeteilt:
• Grad 0 – Der Hund ist spondylosefrei.
• Grad 1 – Leichte Form der Spondylose mit kleineren Osteophyten. Der Hund ist weitgehend symptomfrei.
• Grad 2 – Mittlere Form der Spondylose mit größeren Knochenneubildungen: Die ersten Symptome manifestieren sich.
• Grad 3 – Schwere Form der Spondylose. Es bilden sich einzelne knöcherne Brücken zwischen den Wirbeln und typische Symptome treten auf.
• Grad 4 – Schwerste Form der Spondylose. Das Endstadium ist erreicht, wenn aufgrund von Verknöcherungen die Wirbelsäule starr wird.
Tipp: Bei langhaarigen Hunden regelmäßig den Analbereich scheren, um die Hygiene besser aufrechtzuerhalten.
Befund
Schmerzen im Rückenbereich (am häufigsten BWS/LWS), Blockaden der Rückenmuskulatur, Muskelatrophie der Oberschenkelmuskulatur, Muskelentzündungen im betroffenen Bereich.
Therapie
Therapiert wird das pathologische Geschehen durch schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente, Akupunktur, Physiotherapie in Form von Massagen, Muskelkaufbau, vorsichtige Dehnung, passive und aktive Bewegungsübungen. Ziel der Therapie ist es, Schmerzen zu lindern, Muskelblockaden zu lösen, den Muskelaufbau zu steigern und eine Verbesserung der Beweglichkeit herbeizuführen. Das wird erreicht durch Tens, vorsichtige Massagen, therapeutischem Ultraschall, Lasertherapie, gezielten Bewegungsübungen (Extension, Flexion, Seitwärtsbiegen), aktiven Bewegungen wie langsamem Gehen, Sitzen, Aufstehen, tiefem Untergrund (lockerer Sand, hohes Gras), Cavaletti und Magnetfeld.
Fallstudie
Vritzi, ein fast 6-jähriger weiblicher Deutscher Boxer, der genetisch für Spondylose prädisponiert ist, wird mit entsprechenden Symptomen beim Tierarzt vorstellig. Seiner Familie ist aufgefallen, dass er einen steifen und verkürzten Schritt zeigt. Röntgenaufnahmen haben eine Spondylose schließlich bestätigt. Vritzi bekommt nun von mir in regelmäßigen Abständen Physiotherapie (manuelle Therapie), Lasertherapie und Bewegungstherapie. Nach den physiotherapeutischen Einheiten zeigt Vritzi eine deutlich bessere Beweglichkeit. Um die Gefäße zu erweitern und eventuelle Muskelblockaden zu lösen, wird eine manuelle Therapie mit anschließender Lasertherapie angewendet. Zusätzlich werden Bewegungstherapien in Form von aktiven Bewegungen, wie Cavaletti und anderen Übungen, welche die Beweglichkeit der Wirbelsäule unterstützen, in definierten Abständen durchgeführt. Da sich Vritzi sehr gerne bewegt und ausgiebige Spaziergänge liebt, wird der Familie empfohlen, Wege mit lockerem Sand oder hohem Gras zu nutzen, sodass Vritzi langsam gehen und somit hoch abfussen und tief auffussen muss. Damit wird auch während der Gassirunden die Beweglichkeit seiner Gelenke gefördert und seine Muskulatur weiter aufgebaut.

SEMINAR-TIPP
Hundephysiotherapie www.paracelsus.de


PETER BOMAS
Tierheilpraktiker Physiotherapie, Bach-Blütentherapie, Schüßler-Salze, Blutegeltherapie, Phytotherapie, Klassische Homöopathie, Dozent der Paracelsus Gesundheitsakademien