Zahnbehandlung bei Hund und Katze
WARUM HUNDE UND KATZEN EINEN ZAHNARZT BRAUCHEN
Die Zahnheilkunde spielt bei Hunden und Katzen eine besonders wichtige Rolle. Kein Organ erkrankt bei unseren vierbeinigen Mitbewohnern so häufig wie die Mundhöhle. 50 Prozent aller Hunde und Katzen im Alter von 5 Jahren haben ein behandlungswürdiges Problem in ihrer Mundhöhle. Bei Hundewelpen im Alter von 12 Wochen ist es wichtig, darauf zu achten, dass Ober -und Unterkiefer richtig zueinander passen. Eine Kieferfehlstellung kann zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen. Der Zahnwechsel findet bei Hund und Katze im Alter von etwa 6 Monaten statt. Bestehen Zweifel, dass der Zahnwechsel regulär verläuft, kann ein auf Zähne spezialisierter Tierarzt den Zahnwechsel kontrollieren und so entstehende Zahnfehlstellungen frühzeitig korrigieren. Abgeschlossen sein sollte der Zahnwechsel mit etwa 7 Monaten. Bricht ein Eckzahn beim Welpen vor dem Zahnwechsel ab, sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden, um resultierende Zahnschäden zu vermeiden. Bei heranwachsenden Katzen können Zahnfleischentzündungen schon sehr früh zu Problemen führen. Die Unterstützung des Immunsystems und die Abklärung von Infektions- oder Organkrankheiten stehen hier zunächst im Vordergrund.
Wie erkenne ich als Tierbesitzer ein Zahnproblem meines Schützlings?
Unsere Hunde und Katzen zeigen leider nur selten oder erst sehr spät, dass sie Zahnschmerzen haben. Ein wichtiger Hinweis für Probleme im Mundbereich ist Mundgeruch. Riecht der Hund oder die Katze unangenehm aus dem Mund, sollte unbedingt ein Tierarzt konsultiert werden. Sowohl Zahnstein, der vorzugsweise im Bereich der hinteren Backenzähnen beginnt, als auch Zahnfleischentzündungen sollten sehr ernst genommen werden, da sie sich zu schwerwiegenderen Problemen entwickeln können. Zahnschmerzen beim Tier zu erkennen ist sehr schwierig. Ein Hinweis beim Hund kann sein, wenn er plötzlich keine Kaustangen mehr kauen mag oder beim Kauen den Kopf seitlich hält. Die meisten Hunde und Katzen fressen trotz Zahnschmerzen, verhalten sich aber meist ruhiger oder lustloser. Viele Tierbesitzer berichten, dass ihre Lieblinge nach einer Zahnsanierung plötzlich wieder aktiv sind, herumtollen und sich wieder wie früher verhalten.
Je älter unsere Vierbeiner werden, desto mehr fürchten sich ihre Besitzer vor Narkosen. Jede Narkose sollte natürlich immer gut vorbereitet werden. Und gerade bei Risikopatienten sind häufig weitergehende Untersuchungen wie Herz- oder Blutuntersuchungen notwendig. Entsprechend der Ergebnisse kann die Narkose dann individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Für die Lebensqualität der Tiere ist es wichtig, frühzeitig zu intervenieren oder vorbeugend einzugreifen. Ein zu spät gezogener, bereits vereiterter Zahn ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann auch zu Schäden an inneren Organen wie Leber, Herz oder Nieren führen. Äußert das Tier Schmerzsymptome, ist eine Organschädigung meist schon eingetreten. Deshalb ist es wichtig, die Zähne des Tieres immer wieder vom Tierarzt überprüfen zu lassen.
MUSS EIN ABGEBROCHENER ZAHN GEZOGEN WERDEN?
Bei wichtigen Zähnen wie den Eckzähnen kann eine Wurzelkanalfüllung ausreichen, um den Zahn möglichst lange zu erhalten. Zähne ziehen ist also nicht immer die einzige Therapiemöglichkeit.
KÖNNEN TIERE NOCH FRESSEN, WENN ZÄHNE GEZOGEN WURDEN?
Ein erkrankter Zahn führt häufig zu einer Entzündung benachbarter Zähne und sollte, falls er nicht gerettet werden kann, gezogen werden. Die verbleibenden Zähne können nach der Wundheilung wieder voll belastet werden und bleiben so in der Regel länger gesund. Die Zahnstellung wird durch einen gezogenen Zahn nicht beeinflusst.
FORL – eine katzenspezifische Zahnerkrankung
Jede zweite Katze wird früher oder später mit einer für Katzen typischen Erkrankung konfrontiert: Der sog. Zahnresorption FORL, früher auch „neck lesions“ genannt. Diese meist am Zahnhals oder im Zahnwurzelbereich beginnende Erkrankung kann durch Röntgenaufnahmen diagnostiziert werden. Wird eine FORL nachgewiesen, sollte die Katze auf jeden Fall behandelt werden, da es sonst zu schmerzhaften Entzündungen des Zahnhalteapparates kommt.
Was kann man prophylaktisch tun?
Eine gute vorbeugende Maßnahme gegen Zahnerkrankungen ist das Zähneputzen. Das lässt sich aber meist nur beim Hund einigermaßen gut bewerkstelligen. Bei der Katze ist das Zähneputzen oft schwierig. Beim Tierarzt können geeignete Zahnbürsten und Zahnpasta gekauft werden. Zudem wurden sowohl für Hunde als auch für Katzen in den letzten Jahren zertifizierte Zahndiäten oder Kauhilfen entwickelt (VOHC- oder EDVS-zertifiziert), die sich als äußerst effektiv bewährt haben.
Wie oft sollte man die Zähne eines Hundes oder einer Katze untersuchen lassen?
Einmal jährlich. Bei kleineren Hunden und Katzen mit Zahnfleischentzündung kann dies allerdings auch mehrmals im Jahr nötig sein.
DR. LORENZ SCHMID
FACHTIERARZT FÜR ZAHNHEILKUNDE FÜR KLEINTIERE
VORSTANDSMITGLIED DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR TIERZAHNHEILKUNDE DTG
TEILHABER TIERÄRZTLICHE KLINIK OBERHACHING
KONTAKT
Foto: © Icoldwaterman - stock.adobe.com