Die Geschichte der Katzen
Sinniert man über Katzen, dann denkt man an schnurrende Schmusetiger, die Mäuse fangen und ihren eigenen Kopf haben. Aber woher kommt dieses Verhalten in 7,9 Millionen deutschen Haushalten lebenden Katzen? Stammen sie wirklich von Großkatzen wie Tiger, Löwe und Gepard ab? Oder verbirgt sich hinter unseren Hauskatzen eine eigene Art?
Hauskatzen sind älter, als man denkt
Paläontologischen Funden zufolge müssen Katzen bereits vor mehr als 50 Millionen Jahren gelebt haben. Kleinkatzen, zu denen auch unsere heutigen Hauskatzen zählen, reichen etwa 5 Millionen Jahre zurück, Großkatzen, wie Löwen, Tiger und Geparde, etwa 2 Millionen Jahre. Damit ist unsere Hauskatze stammesgeschichtlich also wesentlich älter als ihre großen Verwandten.
Felis silvestris – die „Urmutter“ aller Hauskatzen
Entwicklungsgeschichte und Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Katzenarten sind noch nicht eindeutig geklärt. Fakt ist aber, dass sich nach dem Aussterben der Dinosaurier ein fischfressendes Säugetier weiterentwickelt hat, auf das unsere heutigen Raubtierfamilien (Carnivora) zurückgehen. Jede Familie, egal ob Bä- ren oder Katzen, besetzte ihre eigene ökologische Nische. Die Bandbreite der Katzen reicht vom Tiger über den Löwen bis hin zu winzigen Sandkatzen, wobei die Echten Katzen (Felidae) den Schleichkatzen (Viverridae) am ähnlichsten sind.
Prinzipiell lassen sich innerhalb der Familie der Katzen vier Gruppen unterscheiden: die Kleinkatzen, zu denen auch unsere Hauskatzen zählen, die Großkatzen mit Löwe, Tiger, Jaguar, (Schnee-)Leopard, die Geparden und die Nebelparder. Klein- und Großkatzen unterscheiden sich einerseits in ihrem enormen Größenunterschied, andererseits auch dadurch, dass Kleinkatzen nicht brüllen können. Die Abstammung beider Katzenarten verlief getrennt. Unsere heutigen Hauskatzen stammen alle von der kleinen Wildkatzenart Felis silvestris ab, die man heute noch in einigen Teilen Europas, Afrikas und Asiens findet.
Der Stammbaum und seine Tücken
Kleinkatzen sind Einzelgänger und jagen vorwiegend nachts. Sie sind weltweit vertreten, wenngleich einige Arten aufgrund ihres herrlichen Fells vom Menschen fast ausgerottet wurden. Neben den Hauskatzen zählt der Puma zu den Kleinkatzen. Er ist zwar größer als die größte Hauskatze, schnurrt und faucht aber in gleicher Manier. Großkatzen brauchen aufgrund ihrer enormen Körpergröße viel mehr Fleisch als Kleinkatzen, deshalb ist ihr Jagdrevier entsprechend größer. Da die Nahrungsversorgung für Großkatzen nicht immer einfach ist, sind sie wesentlich weniger häufig vertreten als Kleinkatzen, die sich bei der Beutesuche leichter tun. Der größte und schwerste Vertreter unter den Großkatzen ist der Tiger.
Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Indien bis Sibirien. Löwen unterscheiden sich von anderen Großkatzen durch ihr Rudelverhalten. Während andere Großkatzen sowie die Kleinkatzen Einzelgänger sind, hegt der Löwe ein ausgeprägtes Sozialbewusstsein. Er jagt in Rudeln und kann dadurch auch große Beutetiere wie Zebras und Gnus erlegen. Nebelparder und Geparden nehmen unter den Katzen eine Sonderstellung ein. Nebelparder sind sehr groß, ähneln aber vom Verhalten her den Kleinkatzen und brüllen auch nicht wie Großkatzen. Geparden sind die einzige Katzenart, die ihre Jagdbeute hetzt. Sie gelten damit als Hetzjäger, während alle anderen Katzenarten sich an ihre Beute heranschleichen und zu den Schleichjägern zählen. Doch egal ob Hetz- oder Schleichjäger, eines ist allen Katzen gemeinsam: Sie springen ihre Beute an und töten sie durch einen Biss.
Raubtier mit hoch entwickelten Sinnen
Katzen sind intelligent und reagieren schnell. Sie zählen zu den gewandtesten und geschicktesten Raubtieren. Als Fleischfresser haben sie sich auf leicht verwertbare Fleischnahrung spezialisiert. Ihr Darm ist kurz und der Magen außerordentlich dehnbar, denn die Katze frisst nicht, sie schlingt. Mit ihren hoch entwickelten Sinnen können sie sich leise anschleichen, sehen, ohne gesehen zu werden, hören, ohne gehört zu werden, und riechen, was andere und auch wir Menschen nicht riechen. Katzen verfügen über einen besonderen Geruchs- und Geschmackssinn. In ihrem Gaumendach befindet sich das Jacobson-Organ, mit dem sie ähnlich wie Schlangen riechen können und so bereits ein paarungsbereites Pendant von Weitem erschnuppern. Auch die Tatsache, dass es immer wieder Katzen gegeben hat, die selbst aus größter Entfernung nach Hause zurückgefunden haben, lässt die Vermutung, Katzen könnten einen siebten Sinn besitzen, sehr wahrscheinlich erscheinen.
DR. ISA FOLTIN
TIERÄRZTIN
RADIOLOGIN
DIPLOM-JOURNALISTIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Medizinjournalismus für Pharmafirmen, Wissenschafts- und Publikumsmedien
- Vergleichende Radiologie bei Mensch und Tier
- Spezialgebiet Kernspintomographie
- Dozentin der Paracelsus Schulen
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INSIDER-WISSEN KATZEN
Die Hauskatze kann im Dunkeln
die Pupillen weiten und sieht
sechs Mal besser als der Mensch.
Die größten Würfe kommen bei
den Haustierrassen vor: Burmesen und
Siamesen können in einem einzigen
Wurf bis zu 15 Junge haben.
Der amerikanische Puma ist die
einzige Kleinkatzenart mit runden statt
schlitzförmigen Pupillen.
Katzen können aufgrund der
besonderen Beschaffenheit ihres
Schädels extrem kräftig zubeißen.
Ihre kurzen Kiefer
sind mit Muskeln versehen,
die bis an den Hinterkopf reichen.
Die Katzenzunge ist mit rauen
Papillen überzogen. Diese sind nützlich
zum Abraspeln von Blut und Fleisch
von Knochen, auch zum Kämmen des
eigenen Fells.
Katzen wetzen sich die Krallen, um
diese zu schärfen, indem die äußeren
Schichten abgestoßen werden und eine
neue, nadelspitze Kralle zum Vorschein
kommt.
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