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Akupunkturpunkte: Herz 7 – Shen Men

Foto: © Heim Der Sommer ist da – in seiner vollen Kraft. Große Hitze, großes Yang verbrennt das Yin, die Erde. Es gibt gar keine bessere  Jahreszeit, um mehr über einen weiteren wichtigen Akupunkturpunkt zu lernen als jetzt. Nach der Wandlungsphase Erde  (Magen 36, in Ausgabe 1/18) und Holz (Leber 3, in Ausgabe 2/18) befassen wir uns nun mit dem Feuer. Herz 7, das Tor des  Geistes, ist der Akupunkturpunkt, den wir ausgewählt haben. Wer aufmerksam liest, dem fällt schon jetzt die Verknüpfung von zwei Begriffen auf: Herz auf der einen Seite und Geist (Gehirn) auf der anderen. In der Chinesischen Medizin besteht zwischen diesen beiden eine sehr enge Verbindung. Natürlich hat das Herz auch in der TCVM rein mechanische Aufgaben, aber es ist vor allem Sitz des Shen, des Geistes. Wir werden in diesem Artikel einiges darüber erzählen – und auch,  wie man Herz 7, das Tor des Shen, wirksam in Fällen einsetzen kann, in denen es nicht nur um körperliche, sondern auch  um psychische/emotionale Aspekte der Patienten geht.

Foto: © Shutterstock, g215 - FotoliaDas Herz gehört im System der Chinesischen Medizin zur Wandlungsphase Feuer. Es ist das Yin-Organ dieser Wandlungsphase. Nicht nur in der Schulmedizin, auch in der TCVM hat das Herz eine Reihe lebenswichtiger Aufgaben. Es wird daher „der Kaiser“ oder „der Monarch“ genannt. Das Herz ist oberstes Steuerungsorgan, Koordinator, unumschränkter Herrscher im Organismus. Seine Aufgaben werden ursprünglich in einem der wichtigsten Klassiker der Chinesischen Medizin, im „Gelben Kaiser“, aufgelistet und genau beschrieben. Hier eine Kurzfassung davon:

DAS HERZ BEHERRSCHT DAS BLUT.
Die Gefäße sind der Palast des Blutes. Das Herz ist wie Milz und Leber ein Blut-Organ. Die Milz sorgt für die Basis, sie ist für die erste Veredelungsstufe nach der Nahrungsaufnahme verantwortlich. Die Leber speichert das bereits vorhandene Blut. Das Herz ist der Produzent des „roten Blutes“. Blut wird im Herzen durch den Yang-Anteil des Herzens erwärmt – „das Feuer kommt hinzu“. Es erhält hier seine rote Farbe (die Farbe des Feuers). Das Herz zirkuliert das Blut durch den Organismus – eine Aufgabe, die weitestgehend auch der westlichen Vorstellung der Herzfunktion entspricht.

DAS HERZ KONTROLLIERT DIE BLUTGEFÄSSE.
Es füllt die Gefäße mit Blut. Gut gefüllte Blutgefäße erkennen wir im Rahmen der Pulsdiagnose. Der Puls ist dann voll und regelmäßig.

Foto: © Shutterstock, g215 - FotoliaDAS HERZ ÖFFNET SICH IN DER ZUNGE.
Die Zunge ist der Öffner des Herzens, sein stimmlicher Ausdruck ist die Sprache. Gemeint ist die Zunge als Sprachorgan, also die Lautgebung. Beim Menschen ermöglicht eine gesunde Herzenergie deutliches, verständliches Sprechen, gute Wortwahl, gleichmäßige Sprache. Dass, was der Mensch sagt, ergibt Sinn. Stottern wä- re z.B. eine Störung der Herzenergie. Bei gestörter Herzenergie wird die Sprache zu schnell – Menschen reden ohne Punkt und Komma. Der Ton wird laut, schrill, die Stimme überschlägt sich. Das kann man z.B. mit einem Hund vergleichen, der ohne Grund (oder fast ohne Grund) ständig und unablässig kläfft, mit ganz rascher Lautfolge, ohne Atempausen. Das Bellen wird sehr hoch und schrill, der Ton überschlägt sich. Da gibt es einige interessante „Bellanalysen“ – es sind die extrem aggressiven Hunde oder die verzweifelten, die dieses Bellverhalten haben – und sie haben eine ShenStörung.
Das Gegenteil von dieser Fülle-Störung der Herzenergie ist die stark verminderte Bereitschaft, Laut zu geben, oder eine sehr kraftlose Stimme (das Herz ist in Leere).

DIE HERZ-ENERGIE IST MASSGEBLICH FÜR DEN AUSDRUCK, DAS AUSSEHEN UND DIE AUSSTRAHLUNG DES TIERES MITVERANTWORTLICH.
Jeder kennt das Sprichwort: „Der erste Eindruck zählt“. Dieses oft nicht exakt zu definierende allererste Empfinden, das man hat, wenn man einen Patienten zum ersten Mal sieht, wenn er in die Praxis kommt bzw. man einen Hausbesuch macht. Man spürt die Ausstrahlung des Tieres, man erlebt den ersten Blickkontakt, eventuell auch den ersten körperlichen Kontakt. Ob man will oder nicht, man fühlt „Das ist angenehm“ oder „Das ist unangenehm“. Man empfindet die Wellenlänge, auf der das Tier sendet, und man spürt den Grad der Deckungsgleichheit. Bei Tieren spielt auch der Tierbesitzer eine sehr große Rolle in diesen Empfindungen. Ausschlaggebend für unseren angenehmen oder etwas unangenehmen Eindruck ist die Art und Weise, wie das Herz seine Funktion erfüllt – ob es überreizt ist, energielos oder stagnierend.

DAS HERZ BEHERBERGT DEN GEIST DES ORGANISMUS.
Die Gehirnfunktion im Sprachgebrauch der TCVM nennt man das „Shen“. Shen ist der Geistesaspekt des Herzens. Es ist die Oberseele, die das Orchester der übrigen Teilaspekte des Shen kontrolliert. Wenn man die Aufgaben des Shen in westlicher Terminologie erfassen möchte, könnte man sagen, dass Shen die Funktionen der Großhirnrinde abdeckt: Persönlichkeit, Esprit, Ausdruck, Intellekt und Gemüt. Der Bewusstseinszustand, der Schlaf und auch der verbale Ausdruck sind Herz-ShenFunktionen. Um seine Aufgaben zu erfüllen, benö- tigt das Herz viele Ressourcen. Ressourcen sind Yin (Substanz), d.h., das Herz verbraucht bei seiner Tätigkeit Ressourcen. Je mehr es beansprucht wird, desto mehr Energie wird benö- tigt, desto mehr Yin wird verbraucht. Im Verhältnis dazu wird das Yang mehr. Wenn man nicht rechtzeitig gegensteuert, verliert der Körper seine Balance, die Organe laufen heiß, es gibt keine Ressourcen mehr und es machen sich Zeichen der körperlichen oder auch psychischen Erschöpfung bemerkbar – Burnout ist der Name, den wir in der Humanmedizin dafür kreiert haben.
In unserer tierheilkundlichen Praxis werden oft Patienten vorgestellt, deren Beschwerdebilder gut unter den Begriff des „Burnout“ zusammenzufassen sind. Immer mehr tierische Patienten leiden auch an psychischen Erkrankungen, an Shen-Erkrankungen. Herz 7, Shen Men, das Tor des Geistes, ist in all diesen Fällen ein sehr hilfreicher Punkt.

Der Name

Wie bei allen chinesischen Namen der Akupunkturpunkte kann man auch bei Herz 7 genau erkennen, worum es bei dem Punkt geht, seine Spezialität ergibt sich aus den beiden Worten:
SHEN: Geist, Seele, Aktivität
MEN: Tor, Tür, Eingang, Öffnung, Ventil. Dieses chinesische Schriftzeichen zeigt eine zweiflügelige Schwingtür, die nach beiden Seiten geöffnet werden kann.
Neben diesem hauptsächlich benutzten Namen gibt es auch noch eine ganze Reihe anderer Bezeichnungen für Herz 7. In manchen Werken heißt er „Dui Chong – Straße der Heiterkeit“, oder auch „Rui Zhong – Zentrum der Vitalität“ bzw. „Zhong Du – Zentrale Hauptstadt“. Alles Namen, aus denen man seine überragende Bedeutung ablesen kann.
Herz 7 ist der wichtigste Ein- und Austrittspunkt für das Shen. Man kann mit ihm Shen-Störungen behandeln. Er tonisiert das Yin des Herzens und nährt das Herzblut. Somit ist er ein wirksamer Schutz gegen den Ressourcenverbrauch bzw. kann übermäßigen Verbrauch ausgleichen, und hilft, die Balance wiederherzustellen.
Das Tor des Geistes ist auch dazu da, um dem Shen eine Möglichkeit zu geben, Kontakt nach Außen aufzunehmen und sich auszudrücken. Herz 7 ist ein Erdepunkt (System der Antiken Punkte), daher hat er – wie die Erde selbst – eine nährende Wirkung auf den Geist. Herz 7 ist aber auch ein Yuan-Punkt. Yuan-Punkte haben einen direkten Bezug zur Energie der Niere – zum Funken des Lebens. Eine Nadelung von Herz 7 ermöglicht es, dieses Feuer wieder zum Leben zu erwecken, Herz 7 vitalisiert den Organismus. Die Fähigkeit, auf das Shen Einfluss zu nehmen, haben noch andere Punkte – man muss nur die Akupunkturbücher genau lesen und darf sich nicht vor den chinesischen Namen scheuen. Grundsätzlich haben alle Punkte mit dem Wortteil „Shen“ im Namen Wirkung auf die Psyche des Patienten. Es gibt also viele Verbündete, die man zu Hilfe nehmen kann, wenn eine Shen-Erkrankung vorliegt. Alle Shen-Punkte geben dem KaiserHerz Kraft, sein Amt wieder gut auszuüben.

Qualifikationen 

  • Shu-Bach-Punkt 
  • Yuan-Quellpunkt 
  • Erdepunkt der Herz-Leitbahn 
  • Sedierungspunkt (Mutter-KindRegel)

Herz 7 beruhigt das Herz und den Geist, klärt Herz-Feuer, kühlt das YingQi. Er reguliert gegenläufiges Herz-Qi und entfernt Blockaden aus den Luo-Gefäßen.

Indikationen (psychisch)

STÖRUNGEN BEIM HUND (U.A.) 

  • Aggression 
  • Angstzustände, Phobien 
  • Hyperaktivität 
  • Destruktives Verhalten (Selbstverletzung, Zwangsverhalten, Zerstörungswut)

STÖRUNGEN BEI DER KATZE (U.A.) 

  • Harnmarkieren 
  • Unsauberkeit
  • Aggression – innerhalb der Katzengemeinschaft/dem Menschen 
  • Angst gegenüber dem Menschen 
  • Anormales Putzen oder Lecken

STÖRUNGEN BEIM PFERD (U.A.) 

  • Koppen und Weben 
  • Unruhe, Nervosität, Schreckhaftigkeit 
  • Aggression in der Herde/dem Menschen gegenüber 
  • Boxenlaufen, Achterlaufen 
  • Headshaking 
  • Stangenwetzen, Stangenbeißen, Belecken von Gegenständen 
  • Exzessives Scharren und Schlagen gegen die Boxenwand

… und natürlich kann Herz 7 auch bei allen anderen Erkrankungen des Herzens mit Erfolg eingesetzt werden!

Wenn das nächste Magazin erscheinen wird (25. Oktober 2018), hat bereits die Metallzeit – der Herbst – begonnen. Der passende Punkt für diese Jahreszeit ist Lunge 9. Wir erzählen Ihnen mehr darüber in Ausgabe 5/18.

MMAG. ISOLDE HEIMMMAG. ISOLDE HEIM

TIERHEILPRAKTIKERIN
HUMANENERGETIKERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE

  • Tierhomöopathie
  • Traditionelle Chinesische Tiermedizin
  • Phytotherapie
  • Tierpsychologie
  • Dozentin der Paracelsus Schulen

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