Frühlingszeit - Zeckenzeit!
INFORMATIONEN VOM LABOR
Mit dem Frühjahr kommen leider nicht nur die ersten schönen und warmen Sonnentage, sondern auch verstärkt die Zecken und damit die Gefahr der Krankheiten, die durch ihren Biss übertragen werden. Hier haben wir einen Überblick über die von Zecken übertragenen Krankheiten für Sie zusammengestellt.
Borreliose
Die bekannteste Erkrankung unter den von Zecken übertragenen Krankheiten. Ausgelöst wird sie durch Borrelien, eine schraubenförmige Bakterienart, von der es weltweit zwölf verschiedene Arten gibt, die zum Komplex „Borrelia burgdorferi sensu lato“ zusammengefasst sind. Übertragen wird die Borreliose durch den Gemeinen Holzbock (lat.: Ixodes ricinus), die häufigste Zecke in unseren Breiten.
Anfangssymptome sind Appetitlosigkeit, Fieber und Mattigkeit, die oft erst Tage oder Wochen nach der Infektion auftreten. Die Borreliose befällt verschiedene Gelenke, ebenso können das Nervensystem und diverse Organe betroffen sein. Die „Wanderröte“, eine ringförmige Hautrötung rund um die Einstichstelle, wird im Gegensatz zu uns Menschen bei Tieren kaum beobachtet. Oft sind verschiedene Gelenke abwechselnd betroffen, besonders Gelenke an Vorder- und Hinterläufen können stark anschwellen, der Patient lahmt. Begleitet wird dies durch Schmerzen – vor allem nach dem Aufstehen. Fallberichte lassen auf eine zusätzliche Schädigung des Nervensystems oder von Organen wie Herz und Niere schließen.
Antikörper können im Blut bzw. im Serum nachgewiesen werden. Sie werden nach Kontakt mit Borrelien (entweder im Verlauf einer Impfung oder bei Infektion) produziert. Die Betrachtung beider Reaktionen – IgM und IgG – hilft bei der Abschätzung, ob es sich um einen frischen Infekt oder einen länger zurückliegenden Prozess handelt.
Untersuchung der Wahl ist der Borrelien-Blot, der durch eine Serum- oder Vollblutprobe im Labor bestimmt werden kann. Der Blot erkennt verschiedene Oberflächenstrukturen von Borrelien. Resultat: Man kann in der Regel deutlich unterscheiden, ob die Antikörper von einer Impfung, einem Erregerkontakt oder einer Infektion stammen. Wenn ein Tierhalter wissen möchte, ob sich sein Vierbeiner über eine Zecke angesteckt hat, ist es auch möglich, die Zecke zur Untersuchung ins Labor zu schicken. Mittels Direktnachweis über PCR (Polymerase Chain Reaction) können wir herausfinden, ob die Zecke mit Borrelien infiziert war und so als Überträger in Frage kommt.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis
FSME (engl.: tickborne encephalitis, TBE) ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Erkrankung, die ebenfalls von Zecken übertragen wird. Sie verläuft mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit Meningoenzephalitis, der Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten. Die Erkrankung beginnt akut bis perakut mit hohem Fieber und zeigt einen rasch progressiven Verlauf.
Es können Verhaltensänderungen (von apathisch bis übererregt oder aggressiv), Gangstörungen und Krampfanfälle auftreten. Verschiedene Ausfälle der Gehirnnerven werden beobachtet, z. B. Fazialislähmung und fehlender Drohreflex. Als charakteristisch gilt eine erhöhte Schmerzhaftigkeit. Ein großer Teil der Erkrankungen endet innerhalb einer Woche tödlich bzw. durch Euthanasie. In letzter Zeit mehren sich allerdings auch die Literaturberichte von Hunden mit chronischem Krankheitsverlauf, die überlebt haben. Teilweise blieben kleine neurologische Residualzustände zurück, teilweise konnten die Hunde vollständig wiederhergestellt werden.
Im Gegensatz zum Menschen gibt es bislang keinen Impfstoff gegen FSME-Viren für Hunde. Aus diesem Grund beschränkt sich die Therapie auf die Symptombehandlung. Die Diagnose sollte serologisch über einen Antikörpernachweis mittels ELISA abgesichert werden. Dabei muss allerdings immer in Betracht gezogen werden, dass die Antikörper von einer früheren subklinischen Infektion herrühren könnten.
Ein Virusnachweis mittels PCR aus einer abgesammelten Zecke ist möglich und gerade für einen von einer Zecke befallenen Patienten sinnvoll.
Auch Pferde können an FSME erkranken. Allerdings ist sie bislang bei diesen Tieren nur sehr selten beschrieben worden.
Babesiose
Die Hundemalaria wird durch einzellige Sporentierchen, sog. Babesien, ausgelöst. Neben dem Menschen (bei dem sie nur selten auftritt) kann Babesiose auch andere Säuger wie Hunde, Schafe oder Rinder befallen. Sie kommt vor allem in den Mittelmeerregionen vor, aber auch in einigen wenigen Gebieten Deutschlands. Häufig sind hohes Fieber gefolgt von Mattigkeit und Appetitlosigkeit die Anzeichen der Erkrankung. Durch das Eindringen der Parasiten in die roten Blutkörperchen und deren Zerstörung kommt es zur Blutarmut und oft zu Gelbsucht. Dem Tierbesitzer kann neben blassen Schleimhäuten eine dunkle, bräunliche Färbung des Urins auffallen, die durch die Ausscheidung des abgebauten Blutfarbstoffes entsteht. Auch Bewegungsstörungen, Lähmungserscheinungen, Atemnot, Entzündungen der Maulhöhle oder der Augen werden zeitweise beobachtet. Um Babesien nachweisen zu können, empfehlen wir unseren Babesien-Antikörper-Test.
Ehrlichiose
Verursacht wird die Infektionskrankheit von Bakterien der Gattung Ehrlichia. Als Überträger kommen mehrere Zeckenarten infrage, wie z. B. die Braune Hundezecke. Die Ehrlichiose der Hunde oder „Canine Ehrlichiose“ tritt vor allem im Mittelmeerraum auf, sodass sich Haushunde häufig bei Reisen infizieren. Zu den vielfältigen und wenig spezifischen Symptomen zählen hohes, wiederkehrendes Fieber, Erbrechen, Fressunlust, Abmagerung und Abgeschlagenheit. Blutungen können sichtbar auf Haut und Schleimhäuten oder unsichtbar in Gelenken auftreten. Auch ein schwankender Gang, Muskelzuckungen und Augenveränderungen können beobachtet werden.
Um die Ehrlichiose nachweisen zu können, empfehlen wir unseren Ehrlichien-Antikörper-Test.
Anaplasmose
Bei Anaplasma phagocytophilum handelt es sich um ein Bakterium, das durch Zeckenbisse übertragen wird. Hunde, Pferde, Rehe und Schafe können infiziert werden.
Der häufigste Überträger in Europa ist der Holzbock (Ixodes ricinus), in Nordamerika vor allem Ixodes scapularis und Ixodes pacificus.
Etwa 70 Prozent aller Infektionen verlaufen asymptomatisch. Nach einer Inkubationszeit von 5 bis 30 Tagen kann es jedoch zu hohem Fieber und grippeähnlicher Symptomatik mit Kopf-, Glieder-, Muskel- und Gelenkschmerzen kommen. Selten treten zudem Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhö auf. Auch trockener Husten und Exantheme werden beschrieben. Als schwere Komplikationen gefürchtet sind Multiorganversagen, Meningoenzephalitis und ein akutes Atemnotsyndrom, die vor allem bei immunsupprimierten Patienten auftreten. Die Letalität einer symptomatischen Anaplasmose liegt bei zwei bis drei Prozent. Meist ist die Symptomatik unspezifisch. Bei Verdacht auf Vorliegen einer Anaplasmose empfehlen wir den Anaplasmen-Antikörper-Test. Eine akute Infektion lässt sich auch durch einen PCR-Nachweis aus EDTA-Blut bestimmen.
Bei Fragen zu diesem Thema oder zur Hilfestellung bei der Testauswahl rufen Sie uns gerne an oder schreiben Sie uns eine E-Mail.
Herzlichst
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