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BARFEN: Ein neuer Fütterungstrend

BARFen – ein neuer Fütterungstrend

B(iologisch)
A(rtgerechtes)
R(ohes)
F(utter)

Die Diskussionen um Fleischanteil, Proteinverdaulichkeit und Zusatzstoff e in Futtermitteln nehmen immer mehr zu. Dass beim Futtermittelkauf das Auge und die Geschmacksrichtung des Tierbesitzers eine wichtige Rolle spielen, hat die Futtermittelindustrie längst für sich entdeckt. Waren früher Rind, Huhn, Ente, Kaninchen oder Fisch auf den Futterdosen, -schälchen oder -tütchen zu lesen, so sind es heutzutage ganze Speisekartenmenüs a la Barbarie-Entenbrust verfeinert mit Straußfleisch an Granatäpfeln und Preiselbeeren. Das Angebot an Futtermitteln mit Gemüse-, Obst- und exotischen Fleischzusätzen ist unendlich breit gefächert und lässt an Gaumenfreuden keine Wünsche off en. Seit einiger Zeit gibt es nun immer mehr Hunde- und Katzenbesitzer, die dem Trend des „Barfens“ folgen. Aber was ist dran am B. A. R. F.- Konzept?

Nur rohes Fleisch ist kein B(iologisch) A(rtgerechtes) R(ohes) F(utter)

Vor noch wenigen Jahren kannte den Begriff BARF hierzulande kaum jemand. Heute nimmt die Zahl der Barfer täglich zu. Als Vorbild dienen Wolf und Wildkatzen, die sich in freier Natur ausschließlich von Beutetieren ernähren und insgesamt weniger „Zivilisationskrankheiten“ zeigen als Haushund und Hauskatze. Da sowohl Wölfe und Wildkatzen wie auch Haushund und Hauskatze zu den Fleischfressern (lateinisch: Carnivoren) zählen, ist man fälschlicherweise lange Zeit davon ausgegangen, dass die ausschließliche Rohfleischfütterung, die früher überwiegend aus Schlachtabfällen bestand, gesund sei. Erst die Häufungen von Mangelerscheinungen bei Hunden und Katzen durch reine Rohfleischfütterung führte zur genaueren Betrachtung des Ahnenvorbildes. Wölfe und Wildkatzen ernähren sich zwar tatsächlich nur von Beutetieren und zählen damit zu den Fleischfressern, fressen aber ihre Beute mit Haut und Haaren. Da Beutetiere nicht immer reine Fleischfresser sind, nehmen Wolf und Wildkatze über deren Mageninhalt natürlich auch pflanzliche Futterbestandteile auf. Damit decken sie ihren Vitamin- und Mineralstoff bedarf. Diese Tatsache wird heute beim Barfen berücksichtigt. Barfer füttern ihre Tiere mit rohem Fleisch, Innereien, Knochen, Knorpel, Reis, Nudeln, Gemüse, Obst, Ölen, Nüssen und Kräutern. Das Futter wird dabei meist jeden Tag individuell zubereitet.

Kochkurs für Hund und Katze

Man nehme 100 Gramm rohes Fleisch, 200 Gramm Gemüse und 300 Gramm Knochen, gebe alles in einen Napf und serviere es Hund und Katz… Nein, so leicht ist es mit dem Barfen nicht. Der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoff en, Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten muss ganz genau beachtet und die Einheiten von Energie und Nährstoff en richtig umgerechnet werden. Der Umgang mit Einheiten wie MJ, KJ, Kcal, ng, mg und IE ist jedoch nicht immer leicht und das Wissen um Vitamine, Mineralstoff e und Spurenelemente eine Wissenschaft für sich. Um also Hund oder Katze durch Barfen ausgewogen zu ernähren bedarf es schon einiges an Wissen, Zeit und Verantwortungsbewusstsein. Wer Barfen will, sollte sich also unbedingt über Bedarf und die lebensnotwendigen Futterbestandteile und Mengen informieren, bevor er mit der biologisch artgerechten Roh-Fütterung beginnt. Wichtig ist dabei vor allem auch den Bedarf bei besonderen Lebensbedingungen wie Geburt, Arbeit oder Krankheit ganz genau zu berechnen. Auf keinen Fall darf rohes Schweinefleisch gefüttert werden, denn das beim Schwein vorkommende Aujeszky-Virus kann über rohes Schweinefleisch auf Hund und Katze übertragen werden. Die Aujeszky-Krankheit, die auch als Pseudowut bekannt ist, verläuft bei Hund und Katze immer tödlich.

Ist der Bedarf bei industriell gefertigtem Futtermittel gedeckt?

Alle im Handel erhältlichen Futtermittel, die als Alleinfuttermittel deklariert sind, egal ob Nass- oder Trockenfutter, sind bedarfsgerecht berechnet. Ein zum Teil deutlicher Unterschied zwischen herkömmlichen Futtermitteln und speziellen Premiumfuttermitteln besteht allerdings in den prozentualen Anteilen der Inhaltsstoff e und der verwendeten Zusatzstoff e. Große Unterschiede zeigen sich insbesondere beim Anteil an Fleisch, bei der Herkunft der Proteine und den hochwertigen Zusätzen wie essentiellen Fettsäuren und Mineralien. Der Vorteil von industriell gefertigten Futtermitteln gegenüber Barfen liegt also einerseits an der garantierten Bedarfsdeckung, andererseits aber auch an der langen Haltbarkeit der Futtermittel und der einfachen Darreichungsform. Der Vorteil des Barfens liegt dagegen bei richtiger Durchführung an der laut Barferangaben besseren Verträglichkeit, insbesondere bei Futtermittelallergikern, und der deutlich besseren Anlehnung an die Abläufe des natürlichen Lebens.

Ganz nach dem Motto: „Katzen würden Mäuse kaufen…“

BARFen – ein neuer Fütterungstrend

Podotrochlose beim PferdDr. Isa Foltin
Tierärztin, Radiologin, Diplom-Journalistin
Tätigkeitsschwerpunkte: Medizinjournalismus für Pharmafirmen, Wissenschafts- und Publikumsmedien, vergleichende Radiologie bei Mensch und Tier, Spezialgebiet Kernspintomographie (MRT), Fachkunde in Nuklearmedizin
Sonstiges: Dozentin an den Paracelsus Schulen, Redakteurin bei der Mittelbayerischen Zeitung, Chefredakteurin des Magazins „tiere life“, Redakteurin des VDT-Magazins „Mein Tierheilpraktiker“
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