Serie: Vitalpilze - Cordyceps sinensis, Coriolus versicolor, Hericium erinaceus
CORDYCEPS SINENSIS – DER CHINESISCHE RAUPENPILZ
Vom Spaziergang durch den Wald sind uns die flachen Pilzexemplare bekannt, die unter Bäumen wachsen oder sich an toten Bäumen vermehren. Aber ein Pilz, der aussieht wie eine Raupe? Das kennt man so in unseren Breiten nicht … bis man dann den Cordyceps entdeckt.
Botanisch zählt der Cordyceps sinensis zu den Schlauchpilzen. In der Natur kommt er auf feuchten Bergwiesen in den Gebirgsketten Chinas und Tibets mit einer Höhe von 3.000 – 5.000 Metern vor. Seine natürliche Entwicklung erinnert etwas an einen Science-Fiction-Film. Im Laufe seiner Entstehung durchläuft der Pilz einen interessanten Zyklus: Alles beginnt im Winter, wenn die Pilzsporen die Larven von Motten und Schmetterlingen befallen. Sie fühlen sich im Körper der Larve wohl, keimen und ernähren sich dann vom Körper der Raupe.
So nimmt der Pilz mit der Zeit den Körper des Tieres vollständig ein. Auf dem ehemaligen Körper der Raupe bildet sich dabei im Laufe der Jahreszeit der Pilz, dessen Fruchtkörper an der Stelle hervortritt, wo der Kopf der Raupe saß. Hirten beobachteten bei ihren Yaks zu einer bestimmten Jahreszeit eine erhöhte Vitalität und Widerstandsfähigkeit. Bei der Suche nach einer Erklärung fanden sie den Cordyceps, der ab Mitte April als brauner Halm aus dem Erdreich der Weiden wächst. Natürlich begannen die Menschen, diesen Pilz auch für sich zu nutzen, und bemerkten bald seinen aufbauenden, belebenden Effekt. Heute ist der Pilz genauso gefragt wie damals, was sich für die Bergwelt Tibets aber zur ökologischen Katastrophe ausgewachsen hat. Eine ganze Armada an Menschen versucht im Frühjahr, sich mit der Suche nach dem speziellen Pilz den Lebensunterhalt zu sichern. Sie „ackern“ ganze Berghänge um und hinterlassen im sensiblen Ökosystem Tibets Verwüstung und Müll. Daher hat man nun erfolgreich Zuchtformen des Pilzes entwickelt, die die gleichen Inhaltsstoffe enthalten wie die Pilze aus Wildsammlung.
Der Cordyceps punktet mit seinen vielen Inhaltstoffen. Er enthält verschiedene Polysaccharide, zusammengesetzt aus Galactose, Glucose und Mannose (u. a. Polysaccharid CS-F10, Antioxidans Polysaccharid CPS1). Auch verschiedene Glucane, Lovastatin und Aminosäuren wie L-Tryptophan und L-Arginin sind im Cordyceps enthalten. Spannend sind die Substanzen Gamma-Aminobuttersäure (GABA), Cordycepinsäure, Sterole wie Ergosterol (Vorstufe von Vitamin D3), die Peptide Cordymin und Myriocin sowie Melanin.
Cordyceps wirkt antioxidativ und fängt freie Radikale ab. Daneben regt der Vitalpilz auf zellulärer Ebene das Immunsystem an. Wichtige Bestandteile der körpereigenen Abwehr, wie Killerzellen, Macrophagen, T-Helferzellen und Lymphozyten, werden in ihrer Wirkung verstärkt und können Einfluss auf die Immunantwort nehmen. Cordyceps wird deswegen in der begleitenden Krebstherapie eingesetzt, zusätzlich zu Operation, Strahlen- und Chemotherapie. Einige Wirksubstanzen der Raupenpilze sind in der Lage, positiven Einfluss auf ein Krebsgeschehen zu nehmen. So schafft es Cordyceps, Krebszellen zu hemmen und den Zelltod der Krebszelle einzuleiten.
Arteriosklerose, Herzinsuffizienz und auch Herzrhythmusstörungen kann mit Cordyceps entgegengewirkt werden. Extrakt und Pulver des Vitalpilzes bewirken eine Erweiterung der Blutgefäße, bessere Durchblutung der Herzkranzgefäße und des Gehirns sowie ein größeres Herzschlagvolumen. Allgemein steigt mit Cordyceps die Lebensqualität durch verbesserte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit.
Beobachtungen und Laborversuche zeigen, dass Cordyceps bei Tieren genauso wie bei Menschen den Sauerstoffverbrauch senkt und die Energieverfügbarkeit erhöht. Cordyceps macht also die Nutzung der Sauerstoffzufuhr und der Energiereserven des Körpers effektiver. So ist die Gefahr von Muskelübersäuerung und Sauerstoffmangel bei starker körperlicher Anstrengung vermindert, ebenso die Ermüdung. Dies steigert nachweislich die Muskelregeneration, die physische Leistung, die Ausdauer sowie die Höhenanpassung im Gebirge. Nicht umsonst steht der Cordyceps auf der Dopingliste.
Die traditionelle Verwendung dieses Vitalpilzes gilt dem Schutz und der Verbesserung von Lungen- und Nierenfunktion. Cordyceps hat eine stärkende Wirkung auf Nieren und Nebennieren. Somit werden die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol reguliert und der Dopaminstoffwechsel günstig beeinflusst.
Bei Hunden mit Farbmutantenalopezie kann man den Cordyceps in Verbindung mit Biotin einsetzen, um den Haarwuchs zu stimulieren.
CORIOLUS VERSICOLOR – DER SCHMETTERLINGSPORLING
Coriolus ist ein Pilz der Gattung der Trameten. Er findet sich meist in größeren Kolonien an abgestorbenen Laubbäumen und ist äußerst unempfindlich gegenüber klimatischen Bedingungen. Als Saphrophyt erfüllt Coriolus im Wald eine wichtige Funktion. Indem er tote Bäume (vor allem Buchen, Birken, Pappeln) befällt und zu deren Verwesung beiträgt, sorgt er für ein intaktes Recyclingsystem. Die Nährstoffe der Bäume gelangen in den Boden zurück und können von anderen Pflanzen aufgenommen werden.
Coriolus besteht aus zahlreichen dünnen, ledrigen Fruchtköpern, die seidig schimmern. Da sie ein breites Farbspektrum zeigen, trägt der Pilz in der Botanik den Namenszusatz versicolor (mehrfarbig). Seine besondere Optik verhilft dem Pilz zu seinem Namen – Schmetterlingsporling.
Der Coriolus ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, z.B. Provitamin D. Es wurden im Porling auch zwei wichtige Polysaccharide identifiziert: PSK, was für Polysaccharid Krestin steht, und PSP. Beide Substanzen wirken nachgewiesenermaßen antiviral, antibakteriell und antimykotisch.
PSK wird schon lange in Japan als Medikament in der Tumortherapie genutzt. Studien gibt es zu Leukämie, Speiseröhren-, Magen-, Darm-, Leber-, Lungen-, Schleimhaut-, Brust- und Prostatakrebs. Des Weiteren ist PSK aktiv gegen Viren, Bakterien und Protozoen; es ist in der Lage, die DNA vor Schäden zu schützen. Mit PSP ist es möglich, die negativen Wirkungen einer Chemotherapie zu reduzieren.
Der Schmetterlingsporling ist einer der wichtigsten Vitalpilze bei erregerbedingten Erkrankungen, sowohl gegen Viren als auch gegen Protozoen (Einzeller) wie Leishmanien und den Malariaerreger Plasmodium falciparum. Coriolus hemmt Hefepilze wie Candida albicans und Bakterien wie Strepto- und Staphylokokken.
Er gilt als beliebter Vitalpilz zur Stärkung und Kräftigung. Seine Inhaltsstoffe stimulieren und modellieren das Immunsystem hauptsächlich über Aktivierung und Neuausrichtung der T-Zellen.
HERICIUM ERINACEUS – DER IGELSTACHELBART
Der Igelstachelbart ist ein sehr seltener Pilz, da diese korallenartigen Fruchtkörper nur in alten Wäldern wachsen, die es heutzutage leider immer weniger gibt. Seine weiteren Beinamen Affenkopfpilz und Löwenmähne sind seinem wuscheligen Aussehen geschuldet.
In ihm finden sich wertvolle Wirksubstanzen mit antitumoraler Wirkung, wie z.B. ß-Glucane und andere Polysaccharide, des Weiteren Terpene, darunter die für die Nerven regenerierende Wirkung verantwortlich gemachten niedermolekularen Diterpenoide Erinacin und Hericenone.
Es ist nicht verwunderlich, dass Hericium erinaceus in das Rampenlicht der westlichen medizinischen Welt geraten ist, da er in der Lage ist, Neuronen vor der Schädigung einiger neurotoxischer Substanzen zu schützen und die Regeneration von Nervenzellen zu stimulieren, was insbesondere bei älteren Menschen zu einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten führt.
Die neuroprotektive, entzündungshemmende Wirkung auf der Ebene des Nervensystems hängt mit dem Vorhandensein von Erinacin H zusammen, das die Synthese von NGF (Nervenwachstumsfaktor) und Myelin durch Nervenzellen stimuliert.
Das Spezialgebiet des Hericiums ist der gesamte Verdauungstrakt. Der Pilz kann unterstützend bei entzündlichen Darmerkrankungen, Reflux, Verdauungsproblemen, Gastritis, Entzündungen der Magen-Darm-Schleimhäute und Helicobater pylori eingesetzt werden.
Er hilft auch bei der Regeneration der Darmschleimhaut und ist sehr effektiv beim Leaky-Gut-Syndrom.
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