Tierwissen für Kids: Feldhasen
Warum versteckt der Hase Eier?
Hallo Ihr Lieben,
wir sind die Hasenfamilie Lamprecht. Wir freuen uns so sehr darüber, dass endlich wieder Frühling ist und überall leckere Kräuter für uns wachsen. Es ist warm und wir bekommen Nachwuchs. Aber zuerst einmal möchte ich euch mehr über uns erzählen:
Mein Name ist Siegfried und meine Frau heißt Sieglinde. Wir sind typische Feldhasen. Kopf und Rumpf zusammen sind bis zu 68 cm lang und unser Rückenfell hat unterschiedliche Farben. Einige haben gelb-graues Fell, andere ockerfarbenes, manche sind braun-rot. Dann kommt noch der schwarzweiße Schwanz mit bis zu 13 cm Länge dazu. Und nicht zu vergessen: Unsere großen blassgrauen Ohren mit bis zu 13 cm und einem schwarzen, dreieckigen Fleck an der Spitze. In der Jägersprache wird unser Schwanz „Blume“ genannt und unsere Ohren heißen „Löffel“. Wenn ich jemanden so sprechen höre, bekomme ich aber große Angst, denn ich möchte ungern von einem Jäger erwischt werden!
Wir Feldhasen lieben die Wärme und halten uns sehr gerne in offenen und halboffenen Landschaften auf. Darum siehst du uns auch oft über Felder und Wiesen rennen, vor allem dann, wenn es dort Hecken und Büsche gibt. Ist der Untergrund feucht, hinterlassen wir unsere typischen Spuren, die du auf dem Bild betrachten kannst. Dass es Frühling wird, erkennst du daran, dass wir plötzlich auch tagsüber zu sehen sind, denn normalerweise sind wir dämmerungs- oder nachtaktiv. Wir sind dann unterwegs, um ein passendes Weibchen zu finden. Wenn uns ein anderer Hase in die Quere kommt, fangen wir an zu boxen und kämpfen um unsere „Traumfrau“. Manchmal reißen wir uns dabei auch Haare aus, die du beim Spazierengehen auf dem Boden entdecken kannst. Nimm dir bloß kein Beispiel an diesem Verhalten, denn deine Eltern sind sicher ärgerlich, wenn du einen Boxkampf mit deinen Geschwistern anfängst.
Da wir Feldhasen Einzelgänger sind und tagsüber in versteckten Mulden schlafen, aber dabei nur ungern von unseren Fressfeinden gefunden werden möchten, nähern wir uns unserer Sasse, so heißt diese Mulde, auf sehr lustige Weise: Wir umkreisen in weitem Bogen die ausgewählte Stelle, machen dann plötzlich einen Satz seitwärts, laufen wieder ein Stück, springen und arbeiten uns so langsam an die Sasse heran, um sie abschließend mit einem letzten großen Satz in Besitz zu nehmen. So machen wir es einem Fuchs oder Marder nahezu unmöglich, unsere Duftspur bis zur Sasse zu verfolgen. Versuche mal, heute Abend so in dein Bett zu gehen. Hihi!
So, jetzt lasse ich Sieglinde mal ein wenig weitererzählen, denn die weiß viel besser, wie das als Hasenmutter ist:
Hallo, ich bin Sieglinde. Ich bekomme 3–4 Mal im Jahr Junge. Mal ist es nur ein Junges, es können aber auch fünf sein, ganz selten sogar sechs! Die Zeit, bis die Kleinen zur Welt kommen, beträgt 42 Tage. Wenn meine Babys geboren werden, wiegen sie zwischen 100 und 150 g, sind behaart und können schon sehen. Als sog. Nestflüchter wollen sie ganz schnell weg von mir und alleine leben. Das dürfen sie auch gerne tun, ich kümmere mich trotzdem um sie und komme für ungefähr 35 Tage zweimal täglich zum Säugen vorbei. Bitte lass sie unbedingt in Ruhe, denn es scheint nur so, als wären sie verlassen! Auch wenn wir bis zu 13 Jahre alt werden können, stirbt über die Hälfte von uns Feldhasen, noch bevor wir 1 Jahr alt sind. Das liegt zum einen am wilden Straßenverkehr, zum anderen an den Jägern, und natürlich haben wir auch in der Natur Feinde, die hinter uns her sind. Dazu zählen z.B. Füchse, Marder und Raubvögel.
Wenn wir Hasen davonrennen, schlagen wir ganz typische Haken, um unsere Verfolger zu verwirren. Dabei werden wir bis zu 75 km/h schnell. Das ist schneller, als jedes Auto in der Stadt fahren darf! Und wir können aus dem Stand 2m in die Höhe springen. Du kannst das ja mal im Wohnzimmer versuchen. Vielleicht erreichst du auch ohne Anlauf zu nehmen die Decke.
Wenn es ums Essen geht, bevorzugen wir Feldhasen grüne Pflanzen, im Herbst auch Samen, im Frühjahr viel Holz und Rinde. Auf jeden Fall ernähren wir uns ausschließlich vegetarisch.
Bis jetzt war immer noch nicht von Eiern die Rede. Dafür gibt es einen guten Grund: Wir Hasen sind nämlich Säugetiere und legen gar keine Eier! Aber die Menschen früher wussten, dass wir Hasen ziemlich oft Junge bekommen, und wir waren daher ein Zeichen für Fruchtbarkeit. Auch Eier sind ein Zeichen dafür, weil ja daraus die verschiedensten Vögel schlüpfen. Da die Menschen früher in der Fastenzeit keine Eier aßen, kochten die Hausfrauen diese, damit sie länger halten. Um die gekochten von den rohen Eiern zu unterscheiden, wurden diese mit Zwiebelschalen oder Roter Bete gefärbt. Und nach der Fastenzeit wurden sie dann gegessen.
Da das Verschenken der gefärbten Eier wohl einem heidnischen Brauch entstammt, wurde es von manchen Bischöfen verboten. Um diesen Brauch dennoch fortzusetzen, begannen die Menschen, die Eier für ihre Familien und Freunde zu verstecken. Und da ja im Frühling jedes Kind uns Hasen über die Felder jagen sah und beim Suchen der Eier auch mal einer von uns in seiner Sasse aufgeschreckt wurde, wurde den Kindern erzählt, Hasen hätten die Eier versteckt. So, jetzt wünschen wir euch allen eine schöne und fröhliche Frühlingszeit mit euren Familien!
Eure Feldhasen Siegfried und Sieglinde
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