Tierwissen für Kids: Zugvögel
Warum heißen Zugvögel Zugvögel?
Zugvögel sind Vogelarten, die in den Wintermonaten ihre Brutgebiete in Deutschland verlassen und in Richtung Süden, in wärmere Gebiete ziehen. Das tun sie, weil Minustemperaturen, eine geschlossene Schneedecke und die im Winter deutlich kürzeren Tage die Suche nach Insekten und Samen erschweren oder sie sogar unmöglich machen, sodass viele Vögel verhungern würden. Deshalb weichen sie in wärmere Gebiete aus, in denen aufgrund der günstigeren Temperaturen genügend Nahrung vorhanden ist. Dabei gibt es Vögel, die bis Afrika oder Indien ziehen, und andere, die etwas weniger weit nach Südeuropa ziehen. Deshalb nennt man die einen Langstreckenzieher und die anderen Kurzstreckenzieher.
Welche Zugvögel legen ganz weite Strecken zurück?
Langstreckenzieher halten sich in Deutschland nur von April bis August auf und fangen im September an wegzuziehen. Zu ihnen gehören ca. 80 Vogelarten, darunter der Weißstorch, der Kuckuck, der Mauersegler und die Nachtigall. Diese Vögel machen sich jedes Jahr zur gleichen Zeit auf den Weg. Charakteristisch für Langstreckenzieher ist, dass sie mit Ausnahme der großen Segelflieger wie dem Weißstorch nachts alleine und nicht in Schwärmen fliegen, sodass man ihren Abflug oder ihre Ankunft in der Regel nicht bemerkt. Über 2 Milliarden Langstreckenzieher aus Europa machen sich jedes Jahr auf den Weg nach Afrika.
Welche Zugvögel legen kurze Strecken zurück?
Kurzstreckenzieher fliegen meist nur bis zur Mittelmeerregion, in der es im Winter deutlich wärmer ist als bei uns. Sie ziehen im Herbst los und kehren schon im Februar wieder zurück. Ihre Abflug- und Ankunftszeiten variieren mit der Wetterlage. Wird es schon früh im Herbst kalt, ziehen sie eher los. Dauert der Winter bei uns sehr lang, kehren sie erst später zurück. Es gibt etwa 40 Arten von Kurzstreckenziehern, darunter der Kranich, der Kiebitz, der Star und die Feldlerche. Sie ziehen meist in großen Gruppen los, sodass man ihren Abflug und ihre Ankunft gut beobachten kann.
Und wie heißen Vögel, die keine Zugvögel sind?
Diese nennt man Standvögel, weil sie beständig bei uns in Deutschland bleiben. Manche nennt man auch Teilzieher, da sie innerhalb Deutschlands die Region wechseln, wenn es ihnen zu kalt wird. Typische Vertreter sind Wintervögel wie Buchfinken, Zeisige, Kohlmeisen und Blaumeisen.
Wie finden Zugvögel ihren Weg?
Abzugszeit, Zugrichtung und Zugentfernung sind bei den meisten Zugvogelarten genetisch vorgegeben. Selbst Zugvögel, die in Käfigen gehalten werden, zeigen zur Zugzeit eine Zugunruhe und versuchen immer wieder, in eine bestimmte Richtung zu fliegen. Diese Verhaltensweise weist auf einen angeborenen Zuginstinkt hin. Auf ihrem Flug orientieren sie sich tagsüber bei klarem Himmel am Sonnenstand und nachts am Sternenhimmel. Außerdem verfügen sie über einen eingebauten Magnetkompass, der ihnen insbesondere bei schlechtem Wetter den Weg weist. Die Vögel orientieren sich aber auch an markanten geographischen Leitlinien wie Flüssen, Meeresküsten oder Gebirgen, solange diese weitgehend mit ihrer genetisch vorgegebenen Zugrichtung übereinstimmen.
Welcher Zugvogel fliegt am weitesten?
Es gibt einige Zugvögel, die auf ihrer Reise tausende von Kilometern zurücklegen. Dabei fliegt die Küstenseeschwalbe mit 17.000 Kilometern am weitesten. Sie startet in Grönland oder Alaska und fliegt bis zur anderen Seite des Globus, zur Antarktis, wo sie in Kolonien brütet.
Ist Nils Holgersson wirklich mit den Graugänsen mitgeflogen?
Nein, das ist leider nur ein Märchen. Aber Graugänse gehören tatsächlich zu den bekanntesten Zugvögeln, deshalb hat sich die Erfinderin des Märchens wohl auch für diese Vogelart entschieden. Bei uns in Deutschland sieht man Graugänse manchmal zu Hunderten auf Wiesen und Äckern, viele Graugänse haben ihre Zugeigenschaft mittlerweile abgelegt. Sie fliegen im Winter nicht mehr weg, sondern überwintern bei uns. Das liegt an den milderen Wintern, die bei uns seit einigen Jahren herrschen, ebenso an der intensiveren Landwirtschaft. Denn dadurch finden die Vö- gel auch im Winter auf den Feldern noch genügend Nahrung, sodass sie den weiten Weg in den Süden gar nicht antreten müssen. Und so würde wohl auch Nils Holgersson heute viel weniger Abenteuer erleben.
Fotos: © Corrie – Fotolia, Nataraj – Fotolia, Floriana – Fotolia, Lane – Fotolia, waidmannsheil – Fotolia, rofus – Fotolia, thakala – Fotolia, Ingo Bartussek – Fotolia, O. Krapf – Fotolia, hfox – Fotolia