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Therapeuten-Porträt: Andrea Horn

Andrea Horn

Physiotherapeutin, Lymphtherapeutin und Hundephysiotherapeutin Seit 2004 in eigener Praxis in Berlin

Aufgewachsen in Leipzig, studierte ich zunächst Musik und verdiente mein Geld als Musikerin. Nach der Wende wendete sich auch mein Leben. Mit der Musik im Westen Geld zu verdienen wurde zunehmend schwieriger, sodass ich mich für einen soliden Beruf mit Perspektive entschied und eine Ausbildung zur Physio- und Lymphtherapeutin absolvierte und meine Fachkompetenz später noch auf den Bereich der Hundephysiotherapie erweiterte. Seit 2004 übe ich den Beruf der Physio- und Lymphtherapeutin in der eigenen Praxis in Berlin aus und bringe meine Erfahrungen als Hundephysiotherapeutin insofern in die Therapie mit ein, indem ich Hunde als Co-Therapeuten einsetze. Gerade Kinder profitieren sehr davon, bei ihren Behandlungen Hilfestellung von einem Hund zu bekommen, und auch mein Hund genießt den Kontakt zu den kranken Kindern sehr.
„Eddi“ war im wahrsten Sinne des Wortes ein Geschenk des Himmels. An einem trüben Novembertag 2010 bekam ich in meiner Physiotherapiepraxis einen Anruf von einer Dame mit aufgeregter Stimme. Sie teilte mir mit, dass eine langjährige Patientin von mir verstorben sei. Als ich mein Bedauern zum Ausdruck brachte, fügte sie an: „Ach, da wäre noch etwas. Ich weiß nicht, was ich mit dem Hund machen soll. Könnten Sie sich nicht um ihn kümmern?“
Eigentlich wollte ich mir ja keinen Hund anschaffen, denn der Praxisalltag ließ mir wenig Zeit. Und trotzdem hörte ich mich wie aus der Pistole geschossen sagen: „Kein Problem, ich kümmere mich um ihn.“
Ich schloss also am Abend meine Praxis ab und machte mich direkt auf den Weg zur Wohnung der Patientin. Dort erwartete mich ein kleines weißes Häufchen Unglück: „Eddi“!
Die Eingewöhnungszeit verlief ohne große Schwierigkeiten und da ich ihn nicht alleine lassen wollte, und mein Mann viel unterwegs war, nahm ich ihn immer öfter mit in die Praxis. Schnell stellte sich heraus, dass der Kleine eine unglaublich positive Ausstrahlung auf meine Patienten hatte. Ich sah begeistert zu, wie junge, alte, große und kleine Menschen, mit und ohne Handicap, ganz verzaubert vor Eddi standen und zu lächeln begannen.
Da wurde mir klar, dass dieser kleine Hund helfen konnte, Menschen therapeutisch zu motivieren. Also begann ich mit ihm zu arbeiten. 

"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wirgehen. (Albert Schweizer)"

Nachdem wir einen Wesenstest gemacht hatten, der natürlich positiv ausfiel, gewöhnte ich ihn an alle erdenklichen Gehhilfen, Rollatoren und Rollstühle. Auch musste er lernen, die verschiedenen Körperhaltungen von Menschen zu akzeptieren, ohne sich bedroht zu fühlen. All das meisterte Eddi in kürzester Zeit, so als hätte er nie etwas anderes getan.
Heute besteht seine erste Aufgabe darin, die Patienten zu empfangen. Er lässt sie auf seine ganz eigene Art und Weise spüren, dass sie willkommen sind. So fällt die erste Anspannung vieler Patienten schon im Wartezimmer ab. Es stehen nicht mehr Schmerz und Krankheit im Fokus des Geschehens, sondern die mitgebrachten Leckerlis und die Streicheleinheiten für Eddi. Schon diese kleinen Gesten ermöglichen mir einen ganz anderen Zugang zu meinen Patienten. Dieser kleine Hund schafft den Zugang auf emotionaler Ebene! Wie man heute aus der Hirnforschung weiß, ist ein Therapieerfolg bis zu 70 Prozent davon abhängig, welche Beziehung der Patient zum Arzt oder Therapeuten auf emotionaler Ebene hat. Fühlt sich ein Patient angenommen und gut behandelt, hat der Therapeut viel größere Chancen, dem Patienten auch langfristig zu helfen. Und genau das ist mein Ziel. Natürlich bewirkt das nicht der Hund alleine, aber er kann einen großen Teil dazu beitragen.
Eine weitere Aufgabe für Eddi besteht darin, Kindern die Therapie zu erleichtern. Kinder, die schon seit Jahren zu mir kommen müssen und deshalb oft therapiemüde sind, erhalten durch Eddi eine neue Motivation. Sie bekommen wieder neuen Elan und mehr Freude an der Therapiestunde. Eddi nimmt sie, wie sie sind, und reagiert unmittelbar auf ihre Gefühle. So wird die Therapiestunde zum Event, mit Spaß und Freude für alle Beteiligten. So kann ich Eddi, meinem Co-Therapeuten, nur Danke sagen, für den neuen Weg, den er mir aufgezeigt hat und die Unterstützung bei der Therapie kranker Menschen und insbesondere kranker Kinder.

 

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