Atemwegserkrankungen beim Pferd: Ursachen und Symptome
Husten bei Pferden ist das typische Symptom für eine Reizung oder Erkrankung der Atemwege. Sensible Tiere reagieren bereits mit Atemwegsproblemen, wenn sie staubigem Heu oder zu wenig Frischluft im Stall ausgesetzt sind. Die Ursachen für Husten sind sehr vielseitig und reichen von mechanischen Reizungen (Futterpartikel, Staub, trockene Luft) über Allergien bis hin zu thermischen oder chemischen Ursachen (Kälte, Ammoniakbelastung). Infektionskrankheiten viralen oder bakteriellen Ursprungs können ebenso Atemwegsprobleme auslösen wie das vorausgegangene Ausgesetztsein gegenüber kontaminiertem Futter oder Einstreu (Schimmelpilzgifte). In den meisten Fällen treffen zwei Ursachen zusammen, z. B. eine Infektion bei gleichzeitig ungünstigen Lebensumständen. Beim Pferd sind Haupterreger spezifischer Virusinfektionen des Respirationstraktes Influenza A equi sowie equines Herpesvirus (EHV 1/4). Diese hochinfektiösen Erkrankungen sollten möglichst rasch ausgeschlossen werden, daher ist diagnostisch eine PCR-Analyse zum Nachweis des Erregers am geeignetsten. (Untersuchungsmaterial für Direktnachweis mittels PCR: ein trockener Nasenabstrich). Des Weiteren kann Husten auch ein Symptom für den Befall von Lungenwürmern sein, die hochgehustet und abgeschluckt werden. Lungenwürmer lassen sich über eine Sammelkotprobe mit Hilfe eines speziellen Auswanderungsverfahrens nachweisen.
Akute Bronchitis beim Pferd
Das wohl bekannteste aller Atemwegsprobleme beim Pferd ist die Bronchitis, bei der die akute von der chronischen unterschieden wird.
Hinter dem Begriff der akuten Bronchitis versteht man alle akuten Entzündungen der Bronchialschleimhaut, welche aber nicht immer auf Infektionen zurückzuführen sind. Zwar sind des Öfteren Viren die Auslöser, meist kommt es aber durch Bakterien zu einer Sekundärinfektion. Stress, Staub oder eine starke Ammoniakbelastung durch Einstreu können das Auftreten einer Bronchitis unterstützen. Schlechte Haltungsbedingungen, wie z. B. das Verfüttern oder Einstreuen von schimmligem Heu und Stroh, führen oft zeitverzögert zum Ausbrechen einer Bronchitis. Die Belastung mit Schimmelpilzen kann auch zu einer allergisch bedingten bzw. zur chronischen Bronchitis und sogar zur Auslösung von allergisch bedingten Ekzemen führen. Pferde mit einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COB) leiden an einer länger andauernden Erkrankung der Atemwege. Sie husten häufiger, sind weniger leistungsfähig und haben Probleme beim Atmen, v. a. beim Ausatmen. Oft ist die Lunge verschleimt.
Chronisch obstruktive Bronchitis beim Pferd
Wird eine Erkrankung des Bronchialsystems, meist verbunden mit Husten, nicht rechtzeitig behandelt und hält über mehrere Wochen an, geht der zu Anfang feuchte Husten in einen trockenen über. Dieser kann schnell chronisch werden und führt in der Folge zum Auftreten der Dämpfigkeit.
Pferde mit chronisch-obstruktiver Bronchitis müssen stärker atmen, um die notwendige Luft in und aus der Lunge zu transportieren. Vor allem das Ausatmen fällt den Tieren schwer; die Pferde müssen den Bauch stärker anspannen. In einigen Fällen erkennt man an der deutlich stärker entwickelten Atemmuskulatur, dass das Pferd an einer COB leidet. Die Sehnen am Bauch zeichnen sich dann deutlich ab, den meisten Reitern ist diese Phänomen unter dem Begriff „Dampfrinne“ bekannt.
Der Zustand kann sich weiter zuspitzen, da es dem Pferd irgendwann nicht mehr möglich ist, die eingeatmete Luft komplett wieder auszuatmen. Bei jedem Atemzug nimmt es Luft in die Lungenbläschen (Alveolaren) auf. Atmet das Pferd aus, verschließen sich teilweise diese Lungenbläschen und es bleibt Luft in der Lunge übrig (Air trapping). Die Alveolaren blähen sich auf und die dünnen Wände der Lungenbläschen können hierdurch reißen. Es kann sich schlimmstenfalls ein Lungenemphysem (Lungenüberblähung) ausbilden. Auch hier sind die Ursachen vielfältig. Vor allem allergische Reaktionen auf inhalierte Stoffe spielen eine große Rolle. Dazu zählen die Begleiter kontaminierten Grundfutters wie Pilzsporen, Milbenkot oder der dadurch entstandene Heu- und Strohstaub. Pollen aus in der Blüte geerntetem Heu können ebenso eine Reaktion auslösen wie infektiöse Erreger, Lungenwürmer, Viren, Bakterien oder Pilze. In jedem Fall kommt es zur sog. Obstruktion, d. h. einer Verengung oder Verstopfung der kleinen Atemwege. Dabei wird einerseits der Schleimfluss gestört oder verändert und andererseits reagieren die Atemwege über. Der Schleim kann sich verfestigen und die feinen Flimmerhärchen der Schleimhäute werden nachhaltig geschädigt. Die ständige Verengung der Atemwege, ihrer Schädigung durch die Entzündung und den Schleim führt schließlich zu einer Veränderung des gesamten Gewebes und einem Verlust der Flimmerhärchen. Die Atmung der betroffenen Pferde wird erschwert und es besteht ein Hustenreiz. Die Schulmedizin geht davon aus, dass diese Vorgänge irreversibel sind.
Eine weitere Ursache der Dämpfigkeit ist das falsche Eindecken des Pferdes im Winter. Oft decken die Besitzer ihre Pferde nur über Nacht ein und verzichten tagsüber auf die Winterdecke. Dies führt aber dazu, dass das Pferd keinen richtigen Tag-Nacht-Modus mehr hat, da der Temperaturunterschied fehlt.
Viele Heilpraktiker stellen bei Atemwegsproblemen einen Bezug zur Leber oder Niere her. Der sog. Leberhusten ist in der Schulmedizin absolut nicht bekannt, wohl aber in der Naturheilkunde. Die Leber ist das größte Entgiftungsorgan und wird mit Kontaminationen aller Art konfrontiert. Ihr Einfluss auf das Immunsystem wird von der Schulmedizin meist unterschätzt. Besonders trifft dies auf das Entstehen von Allergien zu.
Es besteht die Möglichkeit, Pferde mit Verneblungsgeräten, den sog. Inhalatoren, zu behandeln. Da diese Option selten gegeben ist, werden viele Pferde mit COB eine Weile auf Weidegründen in Meeresnähe untergebracht. Leider treten die Probleme zu Hause wieder auf, wenn Haltungsbedingungen und Ernährung nicht optimiert wurden.
BEDARFSGERECHTE ERNÄHRUNG
Insbesondere sollte bei erkrankten Pferden die Fütterung einer kritischen Berechnung unterzogen werden. Vor allem wirft sich die Frage auf, ob ausreichend Zink, Mangan, Kupfer, Jod und Selen in der Futterration vorhanden sind. Diese Spurenelemente sind unabdingbar für eine aktive Regeneration der Schleimhäute und das Wachstum der Flimmerhärchen. Das ganze Immunsystem hängt zwingend von einem genügenden Vorhandensein dieser Spurenstoffe ab.
ORGANENTGIFTUNG
Gerade wenn im Fall der COB ein allergischer Aspekt vorhanden ist, gibt es nur die Chance, durch eine umfassende und langanhaltende Leberunterstützung den Darm und das Immunsystem zu unterstützen. Die Leberentgiftung kann zuverlässig durch bittere Pflanzenstoffe oder Homöopathie erfolgen.
DEN VERKRAMPFUNGEN ENTGEGNENWIRKEN
Ein wichtiger Aspekt bei der Obstruktion (Verschließung) der Atemwege ist, dass die Pferde teilweise schwer in der Lage sind, einzuatmen. Betrachtet man auch Stress als ursächlichen Auslöser von chronischen Atemwegsproblemen, wird klar, dass sich möglicherweise mit der Zeit ein Mangel an Nährstoffen entwickelt hat, die für die Entspannung der Muskulatur notwendig sind. Daher reagieren betroffene Pferde oft sehr gut auf die Zufütterung von Magnesium, Mangan, Selen und Vitamin E. Zudem kommt hinzu, dass der Sauerstoffmangel, das ständige Husten und die Luftnot langfristig das Herz in Mitleidenschaft ziehen kann. Die nutritive Unterstützung des Herzens ist für langjährige COB-Patienten eine große Erleichterung. Hier können Magnesium, Vitamin E, Weißdorn, Traubenkerne, Grüntee-Extrakt und andere antioxidativ wirkende Pflanzenstoffe wahre Wunder bewirken. Nicht zu unterschätzen ist auch die Arbeit des geschulten Tierphysiotherapeuten, der etwaige Blockaden löst, die auf die Atmung wirken können.
Mit dieser Zusammenstellung möchten wir dazu beitragen, dass Sie und Ihre Patienten gut betreut durch den Winter kommen.
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