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Serie Ernährung: Mineralstoffe

Foto: paulhill - FotoliaHeute schon Stein gegessen?

Es gibt doch tatsächlich Menschen, die Steine essen. In Kenia zum Beispiel. Dort entwickeln Frauen in einer bestimmten Region während der Schwangerschaft einen wahren Heißhunger auf Odowa, einen relativ weichen Stein. Oder aber in Afghanistan, wo eine wahre Berühmtheit lebt: Sofi Abdul Razaq, genannt „Baba Sangkhor“, der Steinesser. Der 71-jährige begann vor 19 Jahren aus Trauer um seine verstorbene Frau, Steine zu essen. „Es hilft mir, meinen Schmerz um meine geliebte Frau zu vergessen“, so Baba Sangkhor. Seinen Angaben zufolge hat er seit seinem ersten Biss in einen Stein mehr als sieben Tonnen Geröll verspeist – und könnte sich nicht gesünder fühlen. Was er nachweislich auch ist. Mediziner halten seinen täglichen Essensplan jedoch für sehr gefährlich, denn schließlich riskiert der Steinesser innere Blutungen und Schäden im Verdauungstrakt. Doch Baba Sangkhor verschlingt die Sandsteine ja nicht unzerkleinert, denn er kaut genüsslich und entsprechend lange auf ihnen herum. Seinen Zähnen schadet das offenbar nicht – und seiner Verdauung ebenso wenig.

Was aber sind die Bestandteile von Steinen, dass man sie theoretisch sogar essen kann? Und darüber hinaus auch noch etwas für die Gesundheit tut?

Die Antwort lautet: Mineralstoffe! Aber keine Angst, man muss nicht Steine essen oder seine Tiere damit füttern, um auf die tägliche Dosis Mineralstoffe zu kommen. Denn Mineralien finden sich in vielen Lebensmitteln des täglichen Gebrauchs.

Mineralstoffe – nur Gestein oder doch mehr?

Mineralstoffe sind lebenswichtige anorganische Nährstoffe, die in allen Körperzellen zu finden sind und die der Körper nicht selbstständig herstellen kann. Sie sind also essentiell, d. h., wir müssen sie uns oder unseren Tieren jeden Tag mit der Nahrung zuführen. Man unterteilt Mineralstoffe in Mengen- bzw. Makroelemente und Spuren- bzw. Mikroelemente. Zu den Mengenelementen werden sowohl die Metalle Natrium, Kalium und Kalzium als auch die Nichtmetalle Chlor, Phosphor und Schwefel gezählt. Mengenelemente kommen in einer Konzentration von mehr als 50 mg pro Kilogramm Körpergewicht (> 50 mg/1kg Körpergewicht) vor. Weil sie im wässrigen Milieu der Zelle meist als positiv oder negativ geladene Teilchen zu finden sind, werden sie auch Elektrolyte genannt. Ein Begriff, den spätestens jeder bei einer Magen-Darm-Erkrankung kennenlernt. Denn dann werden wir dazu angehalten, unseren Elektrolythaushalt z. B. mittels Salzstangen oder Brühe wieder aufzufüllen.
Spurenelemente kommen in einer Konzentration von weniger als 50 mg pro Kilogramm Körpergewicht (< 50 mg/1kg Körpergewicht) vor. Und auch wenn diese Stoffe nur als Spuren im Körper zu finden sind, werden sie doch ebenso für lebenswichtige Stoffwechselvorgänge benötigt wie die Mengenelemente. Bei Menschen genauso wie bei Tieren. Man zählt Eisen, Zink, Jod, Selen, Chrom, Kobalt, Kupfer, Fluor, Mangan, Molybdän und Vanadium zu den Spurenelementen. Bei einigen dieser Stoffe ist jedoch nicht sicher, ob sie tatsächlich eine physiologisch definierte Funktion erfüllen oder nur ein zufälliger Bestandteil des Organismus sind.
Sowohl Mengen- als auch Spurenelemente sind – im Gegensatz zu den Vitaminen – in ihrer Zubereitung unempfindlich. Vorsichtig sein sollte man nur, wenn man Lebensmittel in zu viel Wasser zu lange kocht. Denn dann werden die Mineralstoffe herausgeschwemmt und stehen folglich dem Körper nicht mehr zur Verfügung.

Wie bei allen Nährstoffen ist die Dosierung entscheidend. Zu wenige Mineralstoffe können für die Gesundheit gefährlich werden – ebenso wie eine übermäßige Zufuhr.

Foto: cut - FotoliaDie Bedeutung der Mineralstoffe für den Organismus ist nicht zuletzt durch Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler in den Fokus gerückt. Geboren 1821, praktizierte der bis heute berühmte Mediziner nach seinem Studium in Paris, Berlin und Gießen als Homöopath in Oldenburg. Im Rahmen seiner Tätigkeit kam er zu dem Schluss, dass die Entstehung der meisten Krankheiten auf einen Mineralstoffmangel innerhalb der Körperzellen zurückzuführen sei. Denn gemäß seiner Grundannahme, dass alle Gewebe und Organe Mineralsalze enthalten, spielen Mineralstoffe in den Zellen bei der Entstehung und der Überwindung von Krankheiten eine entscheidende Rolle. Schüßler fing an zu forschen, untersuchte u. a. die Asche von Verstorbenen und entdeckte so einen Zusammenhang zwischen der Todesursache und dem Mangel bestimmter anorganischer Salze in der begutachteten Asche. Diese Erkenntnis führte zur Isolation von zwölf Salzen aus dem Blut. Sie werden in homöopathischen Dosen angewandt, um den Salzhaushalt in den Zellen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. 1874 veröffentlichte er die zwölf Mineralstoffverbindungen in einer kleinen Broschüre mit dem Titel „Abgekürzte Therapie“ und die Marke „Schüßler-Salze“ war geboren. In dem kleinen Büchlein beschreibt er die Einsatzmöglichkeiten der biochemischen Funktionsmittel, welche – nach anfänglicher Skepsis selbst bei den homöopathischen Ärzten – eine populäre Heilmethode bis zum heutigen Tage darstellt. Und nicht nur für den Eigenbedarf sind Schüßler-Salze eine beliebte Alternative zur klassischen Homöopathie oder Schulmedizin geworden. Auch Haustierbesitzer sehen die Mineralsalze als alternative Heilmethode für ihre vierbeinigen Schützlinge als sinnvoll an. Das lässt sich nicht zuletzt am großen Angebot entsprechender Literatur in Buch- und Zoohandlungen ablesen.

Wie wirken Mineralstoffe im Körper?

Foto: Frédéric Prochasson - FotoliaMineralien haben im menschlichen und tierischen Körper ganz unterschiedliche Aufgaben. Trotzdem lässt sich eine grobe Unterteilung vornehmen: Mengenelemente übernehmen körperaufbauende Funktionen, Spurenelemente sind an spezifischen Körperfunktionen beteiligt. Manche Mineralstoffe sind Bestandteile von Hormonen – wie z. B. Jod im Schilddrüsenhormon – und spielen eine Rolle für die Hormonfunktion bzw. ihre Aktivierung. Einige Mineralstoffe befinden sich in einem funktionellen Regelkreis und beeinflussen sich gegenseitig, wie z. B. Kalium und Natrium: Beide wirken in der Nervensignalleitung als Gegenspieler. Andere wiederum sorgen als positiv geladene Kationen und negativ geladene Anionen für Neutralität in den Körperflüssigkeiten zwischen den Geweben. Außerdem sind Mineralstoffe für die Mineralisation von Knochen und Zähnen zuständig (Kalzium und Phosphor).
Die Wirkung der Spurenelemente hängt von ihren jeweiligen chemischen Eigenschaften und Bindungsformen ab. Ein Beispiel: Fluor und Chlor liegen ausschließlich in ionisierter Form als Fluorid und Chlorid vor und sind für den Aufbau der Hartsubstanzen (Knochen, Zähne) erforderlich. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn man in der Haustierfütterung gezielt synthetisch hergestellte Mineralstoffe gibt. Denn leider können diese von den Tieren, genauso wie von Menschen, nicht so gut aufgenommen werden wie natürlich vorkommende Mineralien. Diese wichtige Erkenntnis ist zu beachten, wenn man erfolgreich und gesundheitserhaltend barfen (BARF = Biologisches Artgerechtes Rohes Futter) will. Katzen als hundertprozentige Fleischfresser nehmen z. B. in ihrer natürlichen Umgebung u. a. Kräuter wie Feldthymian, Wiesenkerbel und damit auch Mineralstoffe auf. Sie benötigen diese zur Stärkung und Reinigung ihres Gebisses, zur Anregung ihres Verdauungssystems und zur vollwertigen Ernährung.
Auch Hunde sind nicht ausschließlich Fleischfresser. Ursprünglich fraßen sie ohne die Obhut des Menschen nicht nur Fleisch, sondern komplette Tiere und damit fast alle Bestandteile dieser Tiere (Fleisch, Därme, Innereien, Knochen, Pansen, vorverdautes Gras, Blut, Fell, Federn etc.). Damit nahmen auch sie die für sie lebenswichtigen Mineralstoffe und Spurenelemente auf. Die bedarfsgerechte Versorgung mit Mineralien fördert, unterstützt und aktiviert den gesamten Stoffwechsel der Tiere. Darüber hinaus wirken Mineralien im Organismus basisch. Sie gleichen Übersäuerungszustände aus und tragen zu einem ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt bei. Ist dieser unausgewogen, drohen ernsthafte Erkrankungen – wie auch beim Menschen. Es lohnt sich also ein Blick auf die Quellen der lebenswichtigen Mineralstoffe. Im Folgenden finden Sie eine detaillierte Auflistung aller Mengen- und Spurenelemente mit spezifischen Funktionen, Vorkommen und Wirkmechanismen. Alle Angaben beziehen sich zwar auf den menschlichen Organismus, können aber auf den tierischen Organismus angepasst werden.

Übrigens:
Bei den kenianischen Frauen, die während ihrer Schwangerschaft plötzlich Heißhunger auf Steine verspüren, vermuten Mediziner einen chronischen Eisen- und Mineralstoffmangel. Indem sie den weichen Odowastein essen, versorgen sie sich mit den nötigen Mineralien, um die Schwangerschaft erfolgreich zu Ende bringen zu können. So sind sie trotz stellenweise prekärer Ernährungssituation dazu in der Lage, einem gesunden Kind das Leben zu schenken.

Mengenelemente

NATRIUM (Na), tägl. Bedarf: ca. 550 mg
Aufgaben Regulation der Gewebsspannung, Erregbarkeit von Muskeln und Nerven, Regelung des Wasserhaushalts in Blut und Gewebe, bildet mit Chlorid das Kochsalz
Vorkommen tierisch: Fleisch- und Wurstwaren, Käse; pflanzlich: Algen, eingelegte Oliven; mineralisch: Mineralwasser, Quellwasser, Speisesalz

KALZIUM (Ca), tägl. Bedarf: ca. 1 g
Aufgaben Blutgerinnung, Herztätigkeit, Knochen- und Zahnaufbau, Nervensystem
Vorkommen tierisch: Milch und -produkte; pflanzlich: grünes Blattgemüse, Bohnen, Grünkohl, Rucola, Petersilie, Nüsse, Saaten; mineralisch: Mineralwasser, Quellwasser, Steinsalz

KALIUM (K), tägl. Bedarf: ca. 2 g
Aufgaben Regulation der Zellspannung, Reizleitung, Flüssigkeitsaustausch im Gewebe, Enzymaktivierung, Muskelfunktion
Vorkommen tierisch: Fisch; pflanzlich: Vollkornprodukte, Kartoffeln, Spinat, Brokkoli, Feldsalat, Pilze, Nüsse, Trockenobst, Bananen, Honigmelone; mineralisch: Mineralswasser, Quellwasser, Steinsalz

MAGNESIUM (Mg), tägl. Bedarf: 300 - 400 mg
Aufgaben Aufbau und Erhaltung von Skelett, Muskeln, Nervensystem
Vorkommen pflanzlich: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Gartenkräuter; mineralisch: Mineralwasser, Quellwasser, Steinsalz

PHOSPHOR (P), tägl. Bedarf: ca. 700 mg
Aufgaben Aufbau und Erhalt von Skelett, Muskeln und Nerven, Energiegewinnung und -verwertung, Aufrechterhaltung des pH-Wertes im Blut
Vorkommen tierisch: Käse; pflanzlich: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Phosphate in Stabilisatoren und Verdickungsmitteln (E 338, 339, 340, 341)

SCHWEFEL (S), tägl. Bedarf: nicht bekannt
Aufgaben Eiweißaufbau, Entgiftung, Enzyme
Vorkommen in allen pflanzlichen und allen tierischen Proteinen

Apropos Mengenangaben:
μ (Mü ausgesprochen) ist ein Millionstel Teil einer Einheit.
Also 1 μg entspricht einem Millionstel Gramm.
1 mg (Milligramm) ist ein Tausendstel Gramm.
1 Gramm sind 1.000 Milligramm.
1 Gramm sind 1.000.000 μg.

Spurenelemente

CHROM (Cr), tägl. Bedarf: 30 - 100 μg
Aufgaben Zuckerstoffwechsel (erhöht die Sensibilität der Insulinrezeptoren für Insulin)
Vorkommen tierisch: Huhn, Leber, Bierhefe, Käse; pflanzlich: Linsen, Vollkornprodukte

EISEN (Fe), tägl. Bedarf: 1 - 2 mg
Aufgaben Speicherung und Transport von Sauerstoff (Zentralatom in Hämoglobin), Bestandteil vieler Enzyme (z. B. Atmungsenzyme in den Mitochondrien)
Vorkommen pflanzlich: Vollkornprodukte, Petersilie, Hülsenfrüchte; mineralisch: Trinkwasser, Quellwasser

FLUOR (F), tägl. Bedarf: 3 - 4 mg Aufgaben Knochen- und Zahnhärtung
Vorkommen tierisch: Seefisch, Fleisch, Eier; pflanzlich: Vollkornprodukte, schwarzer Tee; mineralisch: Trinkwasser, Quellwasser

JOD (J), tägl. Bedarf: 200 μg
Aufgaben wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone
Vorkommen tierisch: Seefisch, Meeresfrüchte, Käse; pflanzlich: Vollkornprodukte; mineralisch: Salz (Meersalz, Jodsalz, Steinsalz)

KOBALT (Co), tägl. Bedarf: nicht bekannt
Aufgaben wichtiger Bestandteil des Vitamins B12, Enzym-Aktivator
Vorkommen alle tierischen Lebensmittel

KUPFER (Cu), tägl. Bedarf: 1 - 1,5 mg
Aufgaben Knochenwachstum, Bildung von Bindegewebe, Schutz vor Freien Radikalen, Aufnahme von Eisen (Fe), Pigmentierung von Haut und Haaren
Vorkommen tierisch: Innereien, Seefisch, Schalentiere; pflanzlich: Kakao, Nüsse, Sonnenblumenkerne, Linsen, Erbsen

MANGAN (Mn), tägl. Bedarf: 2 - 5 mg
Aufgaben Bildung von Knochen- und Bindegewebe, Bildung von Schilddrüsen- und Sexualhormonen, Bestanteil von Enzymen zur Energieumwandlung, Verarbeitung von Cholesterin, Insulinproduktion, Glukosespeicherung
Vorkommen pflanzlich: Vollkornprodukte, Tee, Hülsenfrüchte, Nüsse

MOLYBDÄN (Mo), tägl. Bedarf: 50 - 100 μg
Aufgaben wichtiger Bestandteil von Enzymen, die am Aufbau von DNS beteiligt sind, Energiegewinnung, Harnsäureproduktion
Vorkommen tierisch: Innereien, Milchprodukte; pflanzlich: Vollkornprodukte, grünes Gemüse

SELEN (Se), tägl. Bedarf: 30 - 70 μg
Aufgaben Antioxidation (Schutz vor Freien Radikalen), Bildung von Schilddrüsenhormonen, Schutz vor Krebsentstehung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Vorkommen tierisch: Innereien, Milchprodukte, Eier; pflanzlich: Vollkornprodukte, Linsen, Spargel

VANADIUM (V), tägl. Bedarf: nicht bekannt
Aufgaben Knochen- und Zellwachstum
Vorkommen tierisch: Fisch, Fleisch; pflanzlich: Vollkornprodukte, Pflanzenöle, Oliven, Dill, Radieschen

ZINK (Zn), tägl. Bedarf: 7 - 10 mg
Aufgaben Wachstum, Fruchtbarkeit (Spermabildung), Immunsystem, Aufbau von Enzymen
Vorkommen tierisch: Innereien, Fleisch, Milchprodukte, Seefisch, Schalentiere; pflanzlich: Vollkornprodukte, Nüsse, Kakao


KRISTIN MEYER KRISTIN MEYER

SCHAUSPIELERIN UND
GANZHEITLICHE ERNÄHRUNGSBERATERIN IN BERLIN

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