Tiersymbolik Katze: Historisch betrachtet
Evolutionsgeschichtlich
entstand die Felis silvestris (Wildkatze) vor sieben Millionen Jahren, lange bevor der erste Vertreter der Art Homo als erectus vor 1,5 Millionen Jahren auftrat (und sich jetzt als „sapiens“ manchmal als Krone der Schöpfung sieht). Doch bis zur Hauskatze war noch ein langer Weg. Die Jagdhelfer Hund und Pferd waren längst domestiziert; auch Rind, Schwein, Schaf und Huhn dienten dem Menschen bereits als lebendige Vorratskammern, als die Katze als „Kulturfolger“ in die Nähe der Menschen kam.
Kulturgeschichtlich – Der Anfang
Der älteste Hinweis auf eine Katze in unmittelbarer Nähe des Menschen ist ein Grabfund – Gebeine einer Katze, zusammen mit einem menschlichen Skelett – der in dem jungsteinzeitlichen Dorf Shillourokambos auf Zypern gefunden wurde; das Grab wird auf ca. 9500 Jahre geschätzt. Da es auf der Insel zu keiner Zeit Wildkatzen gab, muss es sich um eine Katze handeln, die von Menschen auf die Insel gebracht wurde, ob als Nahrungsproviant, als Kultgegenstand oder als lebendes Tier. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass das Tier (es wird vermutet, dass es sich um kein Einzelexemplar handelt, sondern die anderen Knochen nur noch nicht gefunden wurden) über den Seeweg aus Syrien bzw. Ägypten mitgebracht wurde, da es sich nach der Knochenanalyse um ein Exemplar Felis lybica handelt. Die älteste abendländische Darstellung von Katzen stammt aus prähellenistischer Zeit von der Insel Kreta, wo Abbildungen von Katzen auf gegossenen Reliefs und diversen kretischen Siegeln gefunden wurden.
Besonders verehrt wurde die Katze im alten Ägypten. Pyramideninschriften aus dem Jahre 2300 v. Chr. deuten auf ihre Anwesenheit seit der 5./6. Dynastie (= Einteilung der ägyptischen Pharaonenfamilien). Der eigentliche Katzenkult erreichte seinen Höhepunkt in der Verehrung der Göttin Bastet während der 22./23. Dynastie (945-715 v. Chr.). Die Stammstadt des Katzenkults war das im östlichen Nildelta gelegene Bubastis, die Stadt der Göttin Bastet, der weibliche Sonnengottheit und Göttin der Fruchtbarkeit. Die Göttin selbst wird mit einem Katzenkopf oder in Katzengestalt dargestellt.
Davon zeugen die gerade in Bubastis entdeckten Tierfriedhöfe mit Katzengräbern, die mit Weihegaben versehen waren. Insgesamt wurden in Ägypten bereits 130 Tierfriedhöfe gefunden und auf allen fand man auch Katzen bestattet – sie wurden genauso mumifiziert und für das Totenreich vorbereitet wie die Menschen (und mit Grabbeigaben versehen, wie z. B. Nahrung, Spielzeug und Schmuck). Das zeugt davon, dass die Tiere im ägyptischen Glauben denselben Stellenwert einnahmen wie die Zweibeiner, sodass man ihnen auch im Totenreich den Platz an ihrer Seite nicht verwehrte.
Die Katze war als Bastet die Gefährtin des Sonnengottes Ra und teilweise verschmelzen ihre Eigenschaften mit denen der löwenköpfigen Göttin Sachmet. Allerdings war für Bastet immer mehr das Spiel, das Vergnügen, die Sexualität und die Sinnlichkeit im Vordergrund, während Sachmet mehr den Kampf, die Zerstörung und innere Wut in sich trägt – trotz der Gegensätze sind diese Eigenschaften jedoch „zwei Gesichter derselben Münze“. Die besondere Beliebtheit der Katze in Ägypten erklärt sich aus ihrer Nützlichkeit. Die in Überflusszeiten angelegten Kornspeicher (schon im Römischen Imperium wurde die Republik Aegyptus als „Kornkammer“ bezeichnet) lockten allerlei Schädlinge, insbesondere Mäuse und Ratten, an. Ein „Schlaraffenland“ für die Katze, die bekanntermaßen eine gute Mäusefängerin ist, jedoch selbst das Getreide verschmäht. Rasch verdrängte sie Iltis, Frettchen, Wiesel und Schlange aus dem Job als „Mäusefänger“.
Aber schon bevor die domestizierte Katze durch die Römer in die germanischen und keltischen Wälder kam, wurde die dort lebende Wildkatze z. B. in der irisch-keltischen Tradition als Symboltier der Göttin Brigid verehrt und in der altgermanischen Mythologie wird der Wagen der wanischen Fruchtbarkeitsgöttin Freya von vier Kätzinnen gezogen. Auch hier wurden die Merkmale der Katzen verehrt wie: Fruchtbarkeit, Schönheit, Sinnlichkeit, Sexualität, Eigenständigkeit und das Einfordern von Zärtlichkeiten. Bis in unsere Gegenwart hat sich die Bestätigung erhalten, dass die dreifarbige Katze (weiß-rot-schwarz) eine Glückskatze ist, weil sie die Farben der dreifaltigen Göttin trägt.
Verbreitung
Zeitgleich mit dem orientalischen Stammbaum hat sich der asiatische Zweig der Hauskatze entwickelt. Auch in Asien wird sie als Tempelkatze (Siam; der gleichnamige Staat heißt jetzt Thailand) kultisch verehrt, wenn auch nicht in dem Maße wie im alten Ägypten. Aber auch dort wurde sie als Mäusefängerin eingesetzt und bewahrte nicht nur das Korn, sondern auch wertvolle Schriften (Papyri oder Pergament) und kostbare Seide vor dem Nagerfraß.
Durch die Eroberungszüge der Römer wurde sie nach Europa gebracht und verpaarte sich dort mit der in den Wäldern lebenden Wildkatze (Felis silvestris) und sorgte somit für eine Blutauffrischung und Kräftigung der Gattung lybica. Einzelne Knochenfunde, auch ein menschliches Skelett mit einer Katze auf der Brust aus einem ungarischen Vandalengrab von 350-400 v. Chr. zeugen von ihrer Existenz im alten Europa auch schon zu Beginn der Ausbreitung des Römischen Reichs. Ab dem ersten Jahrhundert fand eine stete Ausbreitung der domestizierten Katze in ganz Europa statt; vor allem über die Schifffahrt gelang sie in die ganze Welt. Als nützliches Mannschaftsmitglied, das die Vorräte vor den aufdringlichen Nagern schützte, wurde sie über die Weltmeere bekannt und beliebt.
Im ersten Jahrtausend n. Chr. wurden Katzen auf der ganzen Welt hoch geschätzt und als wertvoller Besitz genossen sie sogar gesetzlichen Schutz. Auf die Tötung einer Katze standen hohe Strafen: die Abgabe eines Schafs samt Lamm oder soviel Weizen, wie benötigt wird, um die am Schwanz aufgehängte tote Katze vollständig zu bedecken. Diese Art von Schadensersatz galt noch bis ins Jahr 1780 im Kanton Zürich.
Auch beim Klerus war die Katze einst sehr beliebt und als nützliche Mitbewohnerin der Klöster wurde sie oft als einzige Gefährtin der Einsiedlermönche erlaubt.
Selbst in der Gegenwart ist die Kätzin als eine der wenigen weiblichen Lebewesen in der Mönchsrepublik Athos (dritter „Finger“ der Halbinsel Chalkidiki in Griechenland) gestattet/geduldet/ ertragen, denn sie ist es, die nun mal mehr Mäuse und Ratten fängt (zum Schutz der Vorräte und der alten Schriften in den Klosterbibliotheken), als ihr männlicher Vertreter, der Kater. Schließlich hat er ja auch keine Familie zu ernähren! Auch wurde auf einigen Ikonen bei der Geburt Jesu eine Kätzin mit ihren Jungen dargestellt; somit haben die frommen Mönche, die ja sonst keine weiblichen Wesen auf ihrem Berg dulden (die Maler dürfen allerdings einige Hühner halten, da sie das Eidotter für ihre Ikonenmalerei brauchen), eine Rechtfertigung, dass die Kätzin ja schon von Anfang an eine Begleiterin Jesu gewesen sein soll. Leonardo da Vinci malte sogar eine Szene, in der der kleine Jesus mit den Katzenkindern spielt. Auf einem keltischen Steinkreuz in Irland (bei Lough) werden sogar spielende Katzenkinder unter dem Gekreuzigten dargestellt. Papst Gregor I. (5. Jhd.) soll z. B. immer eine Katze im Ärmel seines Gewandes gehabt haben und diese durfte auch auf seinem Gewand gebären. Ebenso angetan von der Felidae war der Prophet Mohammed und es wird berichtet, dass er die Katze als „reines“ Tier ansah (im Gegensatz zum unreinen Hund) und somit hatte diese sogar Zutritt zur Moschee.
Als allerdings der religiöse Eifer in den christlichen Landen zunahm (ab 1200 n. Chr.), wurde die Katze immer mehr dämonisiert und als der „heidnische“ Volksglaube immer mehr angeprangert wurde, wandelte sich das geliebte und nützliche Fellwesen zum Dämon und Teufelstier.
1484 machte Papst Innozenz VIII. die Katze zum „heidnischen Tier“, das mit dem Teufel im Bunde stehe. Es gibt sogar dokumentierte Katzenprozesse, wo das arme Tier (meist waren es die schwarzen Exemplare, die den Kirchenmännern als besonders gefährlich vorkamen) – mangels Verteidigung – immer auf dem Scheiterhaufen endeten. Sie wurden auch für Pestepidemien verantwortlich gemacht und somit haben sich die Katzenmörder auch als Menschenmörder strafbar gemacht, denn in den katzenfreien Gebieten konnten sich nun viel besser die mit Pestviren infizierten Ratten breit machen und brachten somit erst recht den „Schwarzen Tod“ über die Bevölkerung. Die mangelnde Hygiene im Mittelalter machte dann noch das übrige und so kam es, das ca. 25 Millionen Menschen an der Pest starben.
Zum Glück bemerkten einige Menschen – Gläubige, wie auch Katzenliebhaber (denn das eine schließt das andere ja nicht aus!) – dass sich bei den Tigerkatzen im Gesicht oft ein „M“ befindet, was als „Marienzeichen“ ausgelegt wurde und somit manchem Mini-Tigerchen das Leben rettete.
Erst im „Licht der Renaissance“ wandelte sich die Stellung der Katze wieder und, ausgehend von Italien, bekam das geliebte Fellwesen endlich wieder die Beachtung und Wertschätzung in der Menschenwelt, die ihr zusteht.
Auch in der Kunst
Ich möchte auch noch anmerken, dass über kein anderes Tier so viel geschrieben worden ist wie über die Katze, in der Fachliteratur ebenso wie auch in der Dichtung. Besonders Künstler scheinen in ihrem Bann zu stehen und fast alle namhaften Literaten haben wenigstens einen Essay über die Katze – zumeist die eigene – geschrieben: Rainer Maria Rilke, Kurt Tucholsky, E. T. A. Hoffmann, Mark Twain, Charles Baudelaire, Doris Lessing, Elke Heidenreich (der wundervolle „Nero Corleone“ stammt von ihr!), um einige Autoren als Beispiel zu nennen. Die Musik ist allerdings schon vor „Cats“ von Katzen inspiriert worden; so denkt man an Scarlattis „Katzenfuge“, Chopins „Katzenwalzer“ oder auch Jacques Offenbachs „La chatte métamorphosée“ und Totenlieder auf Katzen haben sowohl Strawinsky, Ravel wie auch Adorno geschrieben. Auch viele Maler haben die Katze als Motiv für ihre Kunst gewählt, so z. B. Leonardo da Vinci, Theophile Steinlein, Ernst Ludwig Kirchner, Marylin Robertson und ganz typisch für ihre „vergoldeten Katzen“ ist Rosina Wachtmeister.
In diesem Sinne möchte ich mit diesen Zeilen dem wundervollen Wesen der Katzen ein kleines „Denkmal“ setzen und meine Wertschätzung gegenüber den Fellwesen zeigen.
INA WÄHNER
TIERHEILPRAKTIKERIN, PHYTOTHERAPEUTIN
MOBILE TIERHEILPRAXIS IN TÜRKENFELD
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE:
- Phytotherapie
- Homöopathie
- Bach-Blüten-Therapie
- Verhaltenstherapie
- Dozentin an den Paracelsus Schulen