Serie Heilpflanzen: Die Birke
BETULA PENDULA UND BETULA PUBESCENS
Kaum ein Baum begegnet uns fröhlicher als die Birke, ist sie doch mit ihrem hellen Grün der Inbegriff des Frühlings. Ihre weiße Rinde macht sie unverwechselbar, selbst botanische Laien können sie erkennen. Zu der Familie der Birkengewächse gehören auch die Erle, die Hasel und die Hainbuche.
Die Birke ist in Mittel- und Nordeuropa fast überall verbreitet, im Mittelmeerraum fehlt sie, sie war daher den antiken Ärzten gar nicht bekannt.
Einst ein hochgeschätzter Baum
Nach den Eiszeiten waren Birken die ersten Bäume, die zur Wiederbewaldung führten. So darf man sie ruhig auch heute noch als Mutter des Waldes ansprechen. In Skandinavien, dem Baltikum und in Russland genießt die Birke als Baum eine besonders große Wertschätzung. Die Menschen haben es verstanden, ihre Säfte zu nutzen, die Knospen, die Blätter, die Rinde, das Holz, das Reisig und das Birkenpech. Die Birke gehörte zu den heiligen Bäumen unserer Vorfahren. Ihre große Nähe zu den germanischen Gottheiten, besonders zu Freya, machte sie nach der Christianisierung suspekt.
Die vitale Kämpfernatur
In Mitteleuropa haben die Förster sie lange als „Forstunkraut“ bekämpft, heute schätzen sie den vitalen Baum als Pionier, der kahlgeschlagene oder durch Windbruch freie Flächen schnell besiedelt, den Boden vor Erosion bewahrt und durch seine lichten Kronen den aufkommenden Waldbäumen Schutz gewährt. An den lichten Waldrändern wirkt die elastische Birke als wichtiger Windbrecher. So ist die Birke bei ihrer scheinbaren Leichtigkeit eine Kämpfernatur, die sich wohl behaupten kann, aber auch stärkeren Kräften elastisch ausweicht. Sie kommt in extremen Lagen zurecht, kann sogar in Felsspalten oder auf Mauerkronen existieren. Als Baum des Nordens und als winterhärtester Laubbaum überhaupt hält sie selbst der eisigen Kälte und den langen Wintern der Tundra stand.
In der Heilkunde lange ignoriert
Die Medizin hat sie lange ignoriert und erst moderne Forschungsergebnisse konnten die Wirkungsprinzipien erklären, die die Erfahrungsmedizin schon längst wusste. Die Blätter der meisten Birkenarten enthalten vor allem Flavonoide, außerdem Saponine, Gerbstoffe, ätherischen Öle und Vitamin C. Die Rinde enthält Phytosterine sowie Terpene wie Betulin, Betulinsäure und Lupeol, der Rindensaft enthält Invertzucker, sodass dieser auch vergoren werden kann.
Vor allem die Flavonoide, sie sind in den Blättern und in der Rinde enthalten, erhöhen die Harnmenge und verbessern die Durchströmung der Harnwege, sodass es zu einer vermehrten Wasserausscheidung kommt.
Was kann die Birke?
Birkenblätter werden zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß angewandt. Birke gilt als besonders gut verträglich für das Nierengewebe. Ferner wirken Birkenblätter unterstützend bei allen rheumatischen Beschwerden. Sie wird zur Anregung der Niere und zur Erhöhung der Harnmenge eingesetzt, Wasseransammlungen im Körper kann sie aber alleine nicht austreiben. Zur Ausleitung von Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) werden Birkenblätter darum meist kombiniert mit Brennnessel, Ackerschachtelhalm, Löwenzahn oder Queckenwurzeln. Dadurch werden auch die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt. Wegen der blutreinigenden und belebenden Wirkung gehören Birkenblätter zusammen mit Löwenzahn und Brennnessel zu den wesentlichen Elementen der Frühjahrskuren. Die erhöhte Harnmenge und vermehrte Urinausscheidung reduzieren die Grießbildung, vorhandene Harnkristalle werden besser ausgespült. Birkenblätter wirken saluretisch, d. h., sie helfen, Natriumchlorid auszuscheiden, hierfür sind Teezubereitungen besonders gut geeignet.
Welche Kräfte verbergen sich noch in der Birke?
Birkenblätter haben auch eine fiebersenkende Wirkung. Ein besonderer Stoff findet sich in der Birkenrinde, das Betulin. Es ist der Stoff, der die weiße Farbe der Birkenrinde verursacht. Betulin ist ein starker Sonnenschutzfaktor, damit schützt der Baum sich selbst in den schneereichen Gebieten, in denen die UV-Strahlung durch Reflektionen verstärkt aus allen Richtungen kommt. Deshalb ist Birkenrinde für lichtempfindliche Tiere ein wertvolles Zusatzfutter.
Birkenpech, Betulae Pix, aus dem Holz destilliert, ist ein altbewährtes Mittel bei Hautproblemen, Ekzemen und besonders bei Mauke.
Birke in der Praxis
Mit Birkenblättern, ebenso mit Knospen und Rinden von jungen Zweigen, stehen uns wichtige Helfer bei Rheumatismus, Gicht und Nierenleiden zur Verfügung. Durch ihre getrockneten Blätter im Futter, als Tee oder auch als frisches Laub verfüttert, kann die Birke vielen Tieren helfen, die wegen einseitiger Fütterung mit trockenen Körnern oder Pellets oder an ständiger Austrocknung leiden und dadurch Probleme besonders mit dem Stoffwechsel, den Gelenken und der Haut haben.
Wenn Birkenbäume zurückgeschnitten oder gar gefällt werden, sollten Pferde-, Kaninchen- und auch Geflügelhalter ihren Tieren die Zweige zum Nagen oder Picken geben. Gerade im Frühjahr ist das Reisig mit den entwickelten Kätzchen eine wertvolle Futterergänzung, die saftige Rinde ist reich an Mineralstoffen und Spurenelementen, die männlichen und weiblichen Blütenstande (Kätzchen) enthalten wertvolle Aminosäuren.
Es lohnt sich unbedingt, Birkenzweige anzubieten, denn im Frühjahr sind die Wirkstoffgehalte in Rinden, Blütenkätzchen und in den jungen Blättern am höchsten.
Es ist jetzt die beste Zeit, die Kräfte der Birke auszuprobieren. Knabbern sie ruhig selbst einmal an den Knospen der Kätzchen und, wenn die Birke ausgeschlagen hat, probieren Sie es mit jungen Birkenblättern im Salat. Gönnen Sie sich und Ihren Tieren diese Frühjahrskur. Als Ergänzung zur Birke bieten sich besonders junge Brennnesseln, Girsch oder Löwenzahnblätter an. Lassen Sie sich von der Birke überraschen!
MANFRED HESSEL
DIPLOM-ÖKOLOGE AUS WALTROP
ENTWICKELT, PRODUZIERT UND VERTREIBT ERGÄNZUNGSFUTTER UND KRÄUTERMISCHUNGEN FÜR PFERDE UND HUNDE
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE:
- Ernährungsberatung
- Phytotherapie mit speziellen, der Natur abgeschauten Mischungen