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Healing Horses: Erfahrungsbericht einer Seminarteilnehmerin

DIE REISE ZUM ICH
von Karin Wernig

Foto: Rieger

Mein Blick schweift über den See, dessen Wasser wie kleine Diamanten im hellen Licht der aufgehenden Sonne glitzern. Nur die sanften Linien des Monte Baldo begrenzen meinen Horizont. Eingetaucht im makellosen Blau des Himmels lässt es einen warmen Frühlingstag erahnen.

Hier in Cervano auf meinem heiligen Hügel sitze ich unter den noch blätterlosen Eichenbäumen, die ihre Kraft in die Außenwelt verströmen. Ich genieße die Stille, die nur vom Gezwitscher der Vögel unterbrochen wird, während ich darauf warte, dass meine Seele nachkommt. Sie braucht Zeit, um den Weg aus den alltäglichen Turbulenzen hierher zu finden. Während ich meine Fenster in die Welt hinaus öffne, laufen meine gedanklichen Sorgen von hier nach dort. Zu viel ist in den letzten Monaten passiert, was meine Zukunftspläne durchquert hatte. In ein paar Tagen werde ich 50 Jahre auf dieser Welt sein – dieser Gedanke bewegt die Gedanken an die Zukunft nach vorne. Mein Weltinnenraum ist immer noch schwer, scheint aber an diesem Ort aufzuklaren. Langsam bewege ich mich durch den Hain, die Pferderücken zeigen sich hinter den Stämmen alter Olivenbäume. Mein Herzschlag wird fester, um das aufgeregte Zittern zu überdecken. Jetzt treffe ich Alexandra (Rieger, Dozentin), um mit ihr und mit den Pferden zu arbeiten. Damit betrete ich eine Welt, die mir Ungeahntes eröffnen wird. Es ist der Beginn einer großen Reise, die mich durch tiefe Gräben, Dickicht und sumpfige Gebiete führt und mich so manchen Felsbrocken sprengen lässt. Immer wieder erreiche ich mit Licht erfüllte Landschaften, die mich vage etwas Größeres erahnen lassen.

Alexandra begleitet und unterstützt mich mit ihrer Kraft und Liebe wie ein Fels in der Brandung. In Verbindung mit den Pferden breiten sich Vertrauen, Liebe und Frieden in meinen Seelenräumen aus.

Davor finde ich mit „Limbio“ und seinem Machogehabe den Pfad zu einem völlig verschlossenen Innenraum – in dieser Begegnung wird wie durch ein Erdbeben das Tor zur Lebendigkeit aufgebrochen. Inmitten eines wilden Durcheinanders von Trauer, Wut und Resignation erinnert mich Limbios Ausdruck an den „großen“ Menschen meiner Kindheit. Mit jedem Atemzug kommt eine Welle von Angst, Verzweiflung und Schmerz nach oben. Am heiligen Ort bete ich aus tiefstem Herzen und in der Vergebung befreit mich ein Strom von Tränen von einem Schmerz, der meinen Lebensfluss jahrzehntelang lähmte.

Die Energie der Pferde bringt meine Wunden zum Heilen und ihre Liebe, ihr Geist lassen mich von der göttlichen Quelle trinken.

Immer wieder komme ich zu Alexandra und ihren „Healing Horses“. In den heilsamen Begegnungen mit den Pferden und dem All-Eins- Sein an diesem „heiligen“ Ort beginnen sich meine spirituellen Wurzel in der göttlichen Kraft zu verankern.

Mittlerweile weiß ich, dass ich in der Philosophie von Raidho meine Berufung gefunden habe. Es weiter wachsen zu lassen, zu vermehren und Menschen die Begleitung auf diesem Erfahrungsweg anzubieten, darin findet mein Sein Erfüllung. In unendlicher Dankbarkeit und zutiefst berührt blicke ich auf letztes Jahr zurück, in dem sich mein Weltinnenraum mit Licht und Liebe erfüllt hat. Er ist zu einem Landeplatz für viele große und kleine Wunder geworden.

In Verbindung mit den Pferden und der lichtvollen inneren Kraft werde ich meine Reise voller Vertrauen in eine noch unentdeckte Landschaft fortsetzen, mich mehr und mehr tragen lassen in der unendlichen Symphonie des Weltengesanges.

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