Wieviel Nähe braucht ein Hund?
Gedanken vom tier-menschlichen Diwan
EIN HUND IST KEIN KUSCHELTIER. EIN HUND BR AUCHT DEN ANSCHLUSS UND DIE NÄHE AN SEIN MENSCHLICHES RUDEL!
Auf das „wie“ kommt es an
Nicht alle Hunde wollen den ganzen Tag geknuddelt werden. Auch nachts wollen sie lieber ihre Ruhe haben. Sie haben keine Lust, im Bett des Herrchens oder im Kinderzimmer zu schlafen und lieben es auch nicht, in Puppenkleidern mit dem Kinderwagen spazieren gefahren zu werden. Durch ein derartiges Verhalten kommt es zu Grenzüberschreitungen, die bei Hunden zu Abwehrmanövern und schlimmstenfalls zu Verletzungen führen können.
Die Körpersprache des Hundes muss richtig verstanden werden
Nicht jeder Hund, der sich auf den Rücken wirft, will am Bauch gekrault werden. Hunde kommunizieren fast ausschließlich über Körpersprache und bestimmte Signale mit dem Menschen. Deshalb will die zärtliche Zuwendung der Hunde gelernt sein:
HÄNDE ABSCHLECKEN
Hunde belecken sich gegenseitig Augen, Maul und Ohren, beim Menschen ersatzweise die Hände. Ekel oder Zurückweisung ist für den Hund entsprechend fatal.
LIEBEVOLLES ZWICKEN
Das gerne eingesetzte Grooming unter Hunden, Beknabbern und Schrubbeln mit den Schneidezähnen im Fell des Artgenossen, gilt als vertrautes Komfortverhalten. Für den Menschen, der kein Fell hat, zwickt es schon einmal und wird häufig als Beißversuch verstanden. Gerade kleine Kinder reagieren dabei meist heftig und es kommt zu Missverständnissen.
PFOTE HEBEN
Kopfauflegen oder Pfötchen heben wird immer gerne als Betteln gedeutet, ist aber mit Druck ein Zeichen von Dominanz.
TIEFE BLICKE
Anschauen in entspannten Situationen gehört bei Hunden zum Kuscheln dazu. Im Gegensatz dazu steht das Drohfixieren, bei dem der ganze Körper in Anspannung steht.
Was sind die ersten Anzeichen, wenn der Hund sich überkuschelt fühlt?
Hunde fangen dann meist an zu gähnen, sich zu schütteln oder sich zu kratzen, manche gehen auch einfach weg und verstecken sich, was fälschlicherweise Kinder oft als Versteckspielen interpretieren. Unterwirft sich der Hund, legt er sich auf den Rücken und versucht die Kuschelattacken mit den Beinen abzuwehren. Die Entspannung verschwindet und der Hund wird ganz steif. Wird es ihm extrem zu viel, kann es auch passieren, dass der Hund leise zu knurren anfängt und die Lefzen hochzieht, um kundzutun, dass er das nicht mag.
Ein vertrautes Verhältnis im Köperkontakt mit dem Menschen ist wichtig, allerdings muss für den Hund die Rangordnung geklärt sein. Manche Hunde erscheinen im nahen Kontakt mit dem Menschen distanzierter als andere – individuell sind die Erfahrungen des Tieres sowie die Eigenschaften und Eigenheiten des Charakters zu bewerten.
Die Beurteilung, wie viel Nähe ein Hund braucht, liegt in der Genetik und Aufzucht
Es gibt Welpen, die sich schon in frühen Lebenstagen lieber abseits gesellen, als eng im Kontakt mit den Geschwistern zu liegen.
Rassebedingte Vorprägung als kuschelbedürftiges Schoßhündchen, als Terrier oder Herdenschutzhund, der am liebsten bei den Schafen schläft. Ein häufiger Begleithund ist heute in Reiterkreisen der Jack Russel Terrier, der früher in der Kanalisation eingesetzt wurde, um Ratten zu jagen. Wenn er sich bedrängt fühlt, kann er schnell und messerscharf um sich schnappen, wie er es tut, um die Ratten von allen Seiten abzuwehren. Da kann schon schnell mal ein Schnapper bei einem dreijährigen Kind in Schulter und Gesichtshöhe – während des Drückekuschels ... soooo lieb habe ich dich ... – passieren.
Gerade beim Gang durch das Tierheim oder bei Nothunden sollte nicht das „so süß, so hilflos, der schaut mich so an oder mit dem werde ich schon fertig“ entscheiden. Wir Menschen sollten vorher genau überlegen, welche Lebensansprüche wir haben und ob wir den Ansprüchen des Hundes in allen Bereichen gerecht werden können. Hierbei ist auch der Aspekt des finanziellen Rahmens wichtig: Wie viel kostet ein Hund im Laufe des Hundeleben? Kalkulieren Sie die Kosten für eine Hundeschule bzw. einen Trainer gleich mit ein, ebenso wie die evtl. Betreuung in einer Tierpension zu Ferienzeiten. Wie hoch ist der Betrag in einer Tierkrankenversicherung, welche Kosten trägt die Versicherung, was kostet Chippen, Impfen usw.
Was suche ich? Einen verschmusten Wachhund oder einen trägen Sportpartner?
Genaue Infos über die Eigenschaften von Hunden bekommen Sie beim Tierheilpraktiker mit Fachrichtung Hundekynologie. Ein Hund braucht nicht nur Bewegung, denn Bewegung erzeugt Kondition und Kondition erfordert mehr Bewegung. Hunde möchten kopfmäßig gefordert werden. Früher hatten Hunde ihre Aufgaben, sie sollten den Hof bewachen, die Herde schützen, den Menschen beschützen, Jagen helfen, Wölfe hetzen usw. Nehmen Sie vor der Anschaffung eines Hundes z. B. an einem Vorbereitungskurs zum Sachkundenachweis für Neuhundebesizer teil. In manchen Bundesländern ist der Besitz des Sachkundenachweises für Neuhundebesitzer Pflicht. Zur Abnahme berechtigte Stellen erfahren Sie bei den ortsansässigen Behörden bzw. beim Veterinäramt.
Bereiten Sie sich auf eine lange, glückliche und liebevolle Mensch-Hund Beziehung vor!
Mit besten Empfehlungen,
Monika Heike Schmalstieg
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