Therapeuten-Porträt: THP Yvonne Danger
SEIT 2007 TIERHEILPRAKTIKERIN IN EIGENER PRAXIS
Rathausstraße 9 | 22941 Bargteheide |
Meine Motivation für diesen Beruf?
Wie so viele andere Kollegen/innen habe ich zuerst einen anderen Beruf erlernt. Dieser hatte mit Naturheilkunde nichts zu tun. Durch mein eigenes Pony, das unter chronischer Bronchitis (COB/ COPD), Arthrose und Hufrehe litt, wurde dann mein Interesse für dieses Gebiet geweckt. Mein Rodi galt (schulmedizinisch) als „austherapiert“, aber ich wollte ihm helfen. Meine damalige Tierärztin riet mir, jemanden zu suchen, der ihn mit Akupunktur behandelt. Das brachte für mich den Stein ins Rollen.
Mein Weg zur Naturheilkunde
Da ich zu dieser Zeit mein Leben überdachte, weil ich mein BWL-Studium nicht beenden konnte, suchte ich mir nicht nur jemanden, der Rodi akupunktieren konnte, sondern fing kurzerhand die berufsbegleitende Ausbildung zur Tierheilpraktikerin an der Paracelsus Schule in Mannheim an.
Der dort vermittelte Stoff war sehr umfangreich und vielseitig: Er umfasste Kenntnisse über Physiologie und Pathologie des gesamten Organsystems genauso wie deren Behandlungsmöglichkeiten mithilfe der Naturheilkunde. Schwerpunktmäßig wurden Hunde und Pferde im Unterricht besprochen. Prüfungsrelevant waren aber auch Nutztiere und Reptilien.
Alle zwei Monate absolvierten wir einen Praktikumstag, wie z. B. im Tierheim in Mannheim. Hierbei konnten wir Dinge wie das Anamnesegespräch, Untersuchung von nicht kooperativen Hunden, Diagnosestellung und das Erstellen von Therapieplänen üben.
In den zwei Ausbildungsjahren haben mich zwei Dozenten sehr geprägt: Christian Schiel, der ein toller Homöopath ist, und Ralf Peters, der mich dazu bewegte, eine Zusatzausbildung zur Tierakupunkteurin zu absolvieren.
Als Thema für meine Facharbeit bekam ich COB/COPD, was mir natürlich leicht fiel, da ich genau mit diesem Thema durch mein eigenes Pferd und seine Krankheit seit längerem intensiv befasst war. Meine schriftliche Verbandsprüfung beim VDT legte ich 2007 in Hamburg ab. Das mündliche Examen absolvierte ich an der Paracelsus Schule in Heilbronn. Im selben Jahr bestand ich außerdem die Prüfungen über die „Sachkenntnis für freiverkäufliche Arzneimittel“ und die zur „Tierakupunkteurin nach Traditioneller Chinesischer Medizin“.
Eröffnung der eigenen Praxis
Nach meiner Ausbildung ging ich in meine Heimatstadt Bargteheide zurück und eröffnete zunächst eine reine Fahrpraxis. Schnell kristallisierte sich heraus, dass die Behandlung von Tieren mit Atemwegs- und Gelenkerkrankungen mein Schwerpunkt werden sollte. Neben Hunden und Katzen waren Pferde meine Patienten. Gemeinsam mit einem Schulfreund, der in der Landwirtschaft tätig ist, entwickelte ich außerdem ein Behandlungskonzept für Ferkel. Dies war eine Herausforderung, denn hierbei ging es nicht um eine Einzeltierbehandlung, sondern darum, mindestens 400 Ferkel mit Homöopathie zu behandeln. Das Projekt wurde ein voller Erfolg, denn der Einsatz von Antibiotika bei Ferkeldurchfall auf diesem Betrieb konnte deutlich reduziert werden.
Im Februar 2012 konnte ich eigene Praxisräume beziehen, in denen ich seither regelmäßig Workshops und Vorträge für Tierhalter veranstalte. Dabei ist u. a. Diätetik und die richtige Haltung von Haustieren ein Thema. Denn wenn beides artgerecht ist, können unsere Lieblinge viel gesünder leben und Krankheiten vermieden werden. Meine Vorträge sollen zum Nachdenken anregen und grundsätzliche Haltungsund Fütterungsbedingungen vermitteln.
Disziplinen übergreifende Behandlungskonzepte
Trotz vieler Weiterbildungen kann ich nicht alle Therapieformen und diagnostischen Möglichkeiten abdecken, die mancher Patient braucht. Deswegen ist es mir wichtig, Kontakte zu anderen Experten aus den Bereichen Osteopathie, Physiotherapie und Pferdedentalpraktik auszubauen, damit ich meine Kunden bei Bedarf an versierte Therapeuten, die meine Arbeit schätzen und ähnliche Ansätze haben wie ich, vermitteln kann. Oftmals entstehen so Disziplinen übergreifende Behandlungskonzepte, von denen der Vierbeiner profitieren kann. Wenn also Bedarf besteht, für z. B. eine osteopathische Behandlung beim Pferd oder eine Tierkommunikation beim Hund, kann ich eine Reihe von Empfehlungen für die Patientenbesitzer aussprechen, damit dem Tier ganzheitlich geholfen werden kann.
Tätigkeitsschwerpunkte
Obwohl ich auch andere Therapieformen wie Blutegel und Enzymtherapie nutze, sehe ich die Behandlung mit Akupunktur und Homöopathie als mein Spezialgebiet. Wie schon zu Beginn meiner Praxistätigkeit zählen auch heute noch besonders viele Vierbeiner mit Atemwegserkrankungen, Allergien und allgemeinen Erkrankungen des Bewegungsapparates zu meinen Patienten. Mein weiterer Behandlungsschwerpunkt liegt im Bereich der Geriatrie.
Seit einigen Jahren nutze ich einen Akupunkturlaser, mit dem ich besonders empfindliche Tiere behandeln kann. Einige Tiere haben solche Schmerzen, dass ihnen selbst der Einstich mit den dünnen Akupunkturnadeln wehtut oder sie haben bei anderen Behandlern schlechte Erfahrungen gemacht. Deswegen ist es mir wichtig, dass mich die Tiere mögen und die Untersuchung und Behandlung in meiner Praxis ohne Zwang ablaufen kann. Hunde therapiere ich generell am Boden auf einer großen Gymnastikmatte. Für sehr ängstliche Tiere zünde ich gerne meine Duftlampe an und nutze die Aromatherapie dazu, die erste Angst zu mildern.
Der Patientenbesitzer entscheidet
Der Kunde entscheidet, welche Richtung er einschlagen möchte und setzt mit dem Besuch bei mir ein deutliches Signal für eine therapeutische Richtung. Es ist aber – um dem vierbeinigen Patienten zu helfen – unerlässlich, dass Schulmedizin und Naturheilkunde zusammenarbeiten und nicht in einem Konkurrenzkampf stehen. Man sollte bedenken, dass die diagnostischen Möglichkeiten der Schulmedizin (wie z. B. Röntgen oder Ultraschall) für uns Tierheilpraktiker in schweren Fällen oftmals unerlässlich sind und auch in Notfällen das Eingreifen eines Tierarztes unter Umständen lebensrettend erfolgen muss. Das sollten wir nie vergessen! Doch der Einsatz der „Chemiekeule“, von Antibiotika oder Cortison, sollte immer überlegt sein.
Viele Menschen suchen mit ihren Tieren meine Hilfe, weil die Schulmedizin nur noch bedingt weiterkommt. Gemeinsam gehen wir dann auf Ursachenforschung. Dies erfordert die ständige Mithilfe der Patientenbesitzer und ist oftmals langwierig. Gerade wenn es vorher eine Odyssee von Tierarzt zu Tierarzt gab und die Nerven und der Geldbeutel strapaziert sind, gehört es meiner Meinung nach zu unseren Aufgaben als Tierheilpraktiker, den Patientenbesitzer seelisch zu unterstützen und ihm Mut zu machen.
Tieren und Menschen helfen
Der Zeitpunkt des Abschiedes von einem Tier ist für mich immer noch die Schattenseite dieses Berufes. Oft begleite ich Tiere und deren Besitzer über Monate oder sogar Jahre. Irgendwann ist einfach der Zeitpunkt gekommen, wo die Kraft zu Ende geht. Ich leide in solchen Momenten immer sehr mit, weil ich selbst weiß, wie schmerzhaft es ist, sein Seelentier zu verlieren.
Vor zwei Jahren entschloss ich mich u. a. auch deswegen, eine Ausbildung zur Humanheilpraktikerin zu beginnen. In meiner Praxis merkte ich häufig, dass die Bindung zwischen dem Besitzer und seinem Tier oft so eng ist, dass es sinnvoll erscheint, beide zu behandeln.
Der Begriff Tierheilpraktiker und die Ausbildung dazu ist noch immer ungeschützt und nicht einheitlich geregelt – im Gegensatz zum Heilpraktiker für Menschen. Das finde ich sehr schade! Das war für mich ein zusätzlicher Aspekt für den Beginn der Ausbildung zur Heilpraktikerin. Ich werde diese zum Ende des Jahres hoffentlich erfolgreich beenden und meinen vorhandenen Kunden dann ein Komplettangebot bieten können.
Foto: © Yvonne Danger, g215 - Fotolia, Shutterstock